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Im Namen des Volkes!?

Die bereits für das Frühjahr 2020 vorgesehene Ausstellung “Im Namen des Volkes!? § 175 im Wandel der Zeit” wird jetzt im Herbst dieses Jahres stattfinden können:
Ausstellung „Im Namen des Volkes!? § 175 StGB im Wandel der Zeit“
21. Oktober bis 15.Dezember 2021 in der VHS Bielefeld Ravensberger Park 1, Kleiner Saal
Im Jahr 1969 wurden die §§ 175/175a StGB erstmals liberalisiert. Und erst 1994 wurde als Folge der deutschen Wiedervereinigung der § 175 StGB endgültig aufgehoben. Das Centrum Schwule Geschichte Köln und der Förderverein Centrum Schwule Geschichte zeigen aus diesem Anlass eine Ausstellung zur Geschichte antihomosexueller Gesetzgebung in Deutschland. Dabei werden die Grundlinien der historischen Entwicklung immer wieder auf das Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens heruntergebrochen. Die Ausstellung setzt damit erste Marken für eine umfassende Aufarbeitung der LSBT*IQ-Geschichte des größten und bevölkerungsreichsten Bundeslandes, die immer noch aussteht. Die §§ 175/175a RStGB/StGB waren das am stärksten sichtbare und wirksame staatliche Repressionsinstrument gegenüber gleichgeschlechtlichem Leben, mit Auswirkungen auf trans-und intersexuelle Menschen. Die Kenntnis seiner Geschichte ist daher nicht nur für Schwule, sondern auch für Lesben, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen relevant. Veranstalter*innen: Aidshilfe Bielefeld e.V., Autonomes Schwulenreferat der Uni Bielefeld, BIE Queer e.V., Schwule 50 +, VHS Bielefeld
21. Oktober bis 15. Dezember 2021, VHS Bielefeld, Kleiner Saal Ausstellung und Rahmenprogramm: „Im Namen des Volkes!? § 175 StGB im Wandel der Zeit“
21. Oktober, 19.00 h, VHS Bielefeld, Kleiner Saal Ausstellungseröffnung Hauptredner: Marcus Velke, Historiker, Ausstellungskurator, Centrum für Schwule Geschichte , Köln Grußwort: Ingo Nürnberger, Sozialdezernent
23. Oktober, 20.00 h, VHS Bielefeld, Historischer Saal “Schlachtertango”, Theater von und mit Michael Grunert Der Bielefelder Ludwig M. wird 1936 wegen Homosexualität von der Gestapo verhaftet. Als Jude überlebt er Buchenwald und Auschwitz. Nach dem Krieg muss er um die Anerkennung seiner Verfolgung als Jude kämpfen. In den 50er Jahren, am Rande der Legalität, eröffnet er das erste Schwulenlokal in Hannover. In alptraumhaften und grotesken Bildern, mit dokumentarischen Texten und Geschichten, die den Zeitgeist jener Jahre widerspiegeln, entsteht das Bild eines Mannes, der sich seine Identität und Menschenwürde nicht nehmen lässt.
3. November, 20.00 h, Filmhaus Bielefeld mittwochsFilm: „Paragraph 175“, Dokumentarfilm, UK, D, USA 2000, Rob Epstein, Jeffrey Friedman Paragraph 175 ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2000 von Rob Epstein und Jeffrey Friedman, der Erzähler ist Rupert Everett. Mitproduzent und Berater war der deutsche Historiker und Projektleiter für Westeuropa am United States Holocaust Memorial Museum, Klaus Müller. Der Film erzählt die Lebensgeschichten von mehreren Männern und Frauen, die von den Nazis wegen ihrer Homosexualität aufgrund des § 175, der seit 1871 im deutschen Strafgesetzbuch der Sodomiterverfolgung diente, verfolgt wurden. Zwischen 1933 und 1945 wurden 100 000 Personen auf Grund des § 175 verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. 10.000 bis 15.000 wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, davon überlebten 4000 bis Kriegsende. Von diesen Personen konnten im Jahr 2000 nur noch weniger als zehn Lebende gefunden werden. In der Dokumentation Paragraph 175 erzählen sechs dieser ehemals Inhaftierten, viele bereits weit über 90 Jahre alt, zum ersten Mal ihre Lebensgeschichte und schließen damit eine historische Lücke.
17. November, 20.00 h, VHS Bielefeld, Murnausaal “Rosa Winkel? Das ist doch schon lange vorbei…” Dokumentarfilm, BRD 1976, Uni Bielefeld, Detlef Stoffel, Christiane Schmerl, Peter Recht In den Konzentrationslagern der Hitler-Faschisten gab es eine Häftlingsgruppe, die von den Geschichtsschreibern bis heute gern vergessen wird: die Homosexuellen. Gekennzeichnet waren sie durch ein rosa Dreieck, das an der Kleidung aufgenäht war. Die Männer mit diesem” Rosa Winkel” wurden nicht nur von den Faschisten, sondern oft auch von ihren Mitgefangenen unterdrückt. Zitate und Fotos dokumentieren am Anfang des Films den brutalen Terror gegen Schwule in den Konzentrationslagern. Nach dem Krieg änderten die Herrschenden und die Bevölkerung in der BRD ihr Verhalten gegenüber Schwulen kaum. Der von den Nazis verschärfte § 175 wurde nicht verändert, KZ-überlebende Schwule erhielten bis vor kurzem keine Wiedergutmachung. Vier Betroffene berichten im zweiten Teil des Films über Schwulendiskriminierung in der damaligen Zeit…
24. November, 18.00 h, 20.00 h, 22.00 h, Filmhaus  Bielefeld, August-Bebel-Straße 94 Uraufführung: Spurensuche und Zeitzeugen, Dokumentarfilm von Detlev Hamann, Deutschland 2021 In der Zeit vor 1969 galt noch der § 175 (in der Nazi-Fassung), der alles schwule Begehren und Tun unter Strafe stellte. Die Gesellschaft war hetero-normativ und patriarchalisch geprägt. Ein lesbisches/schwules Leben und Fühlen war nicht vorgesehen, bzw. wurde entwertet und ausgegrenzt. Das waren keine guten Voraussetzungen für junge LSBTIQ* Menschen, ihr queeres Leben zu starten. In diesem Dokumentarfilm erzählen 4 – 8 LSBTIQ* Personen, 70 Jahre alt und älter, aus Bielefeld bzw. mit Bielefelder Bezug, ihre Biografie. In ihren Erzählungen wird die Wirkungsmacht des § 175 deutlich, die eingeübte Selbstzensur und Kontrolle der Gefühle, um damit möglichst die „normale Heterofassade“ aufrechtzuerhalten und nicht angreifbar zu sein. Aber auch sich Freiräume zu erkämpfen und zu gestalten.
08. Dezember, 20.00 h, Filmhaus Bielefeld “Bent” Film, UK 1997, Sean Mathias Berlin 1934: Kurz vor dem sogenannten „Röhm-Putsch“ feiern der junge Brite Max und sein Freund Rudy in Gretas Club eine letzte rauschhafte Party. In der berüchtigten „Nacht der langen Messer“ wird auch der attraktive SA-Mann, den Max im Club erobert hat, brutal von der SS ermordet. Max und Rudy können aus Berlin fliehen, werden aber gefasst. Im Zug nach Dachau lernt Max von dem Mitgefangenen Horst, die „neue Ordnung“ einzuhalten. Um zu überleben, tut er, was die Gestapo verlangt, er beteiligt sich an der Tötung seines Geliebten und verleugnet seine Homosexualität. Im Konzentrationslager müssen Max und Horst Steine schleppen, sie werden gequält und gedemütigt. Doch trotz der strengen Bewachung und ohne sich berühren zu dürfen, finden sie einen Weg sich zu lieben. Das Theaterstück „Bent“ von Martin Sherman wurde nach seiner Premiere 1979 ein Hit. Bei der Londoner Uraufführung spielte Ian McKellen die Hauptrolle, in der ersten Broadway-Inszenierung Richard Gere. Für die Filmadaption besetzte Sherman 1997 zusammen mit Regisseur Sean Mathias den damals weitgehend unbekannten Clive Owen. In weiteren Rollen sind u.a. Ian McKellen als Max‘ schwuler Onkel, Mick Jagger als alternde Dragqueen und Nikolaj Coster-Waldau („Game of Thrones“) als blonder SA-Mann zu sehen. „Bent“ ist eine erschütternde Erinnerung an die Grauen der Homosexuellen-Verfolgung durch die Nazis – und ein zutiefst berührendes Zeugnis davon, dass sich Liebe und Menschlichkeit selbst in der dunkelsten Stunde nicht brechen lassen. (Salzgeber)
15. Dezember, 20.00 h, VHS Bielefeld, Murnausaal “Anders als die Andern (§ 175)” Film, Deutsches Reich 1919, Richard Oswald Mit der Tragödie „Anders als die Anderen“ gelang Regisseur Richard Oswald vor 100 Jahren, im Mai 1919, eine Premiere: Der weltweit erste Schwulenfilm lief in den Kinos an. Die Geschichte über den Violinisten Paul Körner und seinen Studenten, in den er sich verliebt, endet mit dem Selbstmord der Hauptfigur. „Es war zu de Zeitpunkt das erste Mal in der Gesellschaft, dass über Homosexualität gesprochen wurde“, sagte Wieland Speck, ehemals Panorama-Leiter der Berlinale und Mitbegründer des Teddy Awards. Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld – „der Vater der Schwulenbewegung“ – war ein Autor des Films und tritt darin auf. Er forderte im Film die Abschaffung des § 175, der Homosexualität unter Strafe stellte. „Das war natürlich ein politischer Affront gegen das alte Deutschland, also gegen das Kaiser-Deutschland“, sagte Speck. Denn der § 175 sei ein preußischer gewesen, der bei anderen deutschen Ländern bei der Gründung des Reiches 1871 nicht überall auf Verständnis gestoßen sei.

mittwochsFilm im Mai | Tove

ein Film von Zaida Bergroth, mit Alma Pöysti, Krista Kosonen, Shanti Roney, Joanna Haartti, Robert Enckell, Kajsa Ernst

Finnland/Schweden 2020, 104 Minuten, deutsche Synchronfassung & schwedische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Mittwoch, 4. Mai, 20 h, Filmhaus Bielefeld, August-Bebel-Str. 94

Als die junge Künstlerin Tove Jansson 1945 in Helsinki die Mumins erfindet, steckt sie gerade mitten in einer Sinnkrise: Sie führt eine offene Beziehung mit dem linken Politiker Atos und ist wild verliebt in die aufregende Theaterregisseurin Vivica. Toves Vater, ein renommierter Bildhauer, blickt verächtlich auf ihre Arbeit. Und auch sie selbst würde lieber mit moderner Kunst reüssieren. Doch ausgerechnet ihre nebenbei gezeichneten Geschichten von den Trollwesen mit den Knollnasen werden von einer Zeitung in Serie gedruckt – und machen Tove in kurzer Zeit reich und berühmt. Doch ist das schon die Freiheit, nach der sie sich immer gesehnt hat?

In „Tove“ erzählt Regisseurin Zaida Bergroth vom aufregenden Leben der wohl bekanntesten Autorin und Zeichnerin Finnlands, deren bahnbrechendes Werk bereits Generationen von Kindern und Erwachsenen verzaubert hat. Berühmt geworden ist Tove Jansson (1914-2001) mit den „Mumin“-Büchern und -Comics, die weltweit in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Doch sie schrieb auch Romane für Erwachsene, war politische Illustratorin und Karikaturistin, malte und schuf Skulpturen. Eine komplexe Künstlerin und kreative Pionierin, die ein aufregendes Boheme-Leben zwischen Helsinki, Stockholm und Paris führte, überzeugte Pazifistin war und ganz selbstverständlich mit den Geschlechterrollen ihrer Zeit brach.

„Tove“ war in den finnischen Kinos ein riesiger Publikumshit, wurde von Finnland ins Oscar-Rennen geschickt und beim Finnischen Filmpreis Jussi in sieben Kategorien ausgezeichnet, u.a. als Bester Film sowie für die Beste Regie und die Beste Hauptdarstellerin. Ein Film über die Suche nach Identität, Liebe und Freiheit, der vom mythischen Geist der Mumins und ihrer fabelhaften Abenteuerwelt durchweht wird.

Jongens

NL 2014, 78 Min., OmU, Regie: Mischa Kamp, mit Gijs Blom, Ko Zandvliet, Jonas
Smulders, Tom Kas, Stijn Taverne, u.a.

Sommer in Nordholland. Der 15jährige Sieger läuft die 100 Meter unter 13 Sekunden. Sein neuer Teamkollege, mit dem er sich auf den Staffelwettkampf vorbereitet, ist der selbstbewusste Marc. Nach dem Training, bei der Abkühlung im See, kommt es völlig überraschend zum Kuss – und plötzlich ist Sieger zum ersten Mal verliebt. Seinem warmherzigen, aber völlig überforderten Vater kann er davon nichts erzählen, der hat mit Siegers älterem Bruder Eddy schon genug Probleme. Aber wie soll er sich jetzt auf den Wettkampf vorbereiten? Und auf das Leben?

Mischa Kamps ursprünglich für das holländische Fernsehen konzipierte Liebesgeschichte wurde auf vielen internationalen Festivals gezeigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Sir-Peter-Ustinov-Jugendfilmpreis beim Kinderfilmfestival „Lucas“ in Frankfurt.

Preise/Festivals:
· Peter Ustinov Award for Best Film, LUCAS Internationales Kinderfilmfestival, Frankfurt, 2014
· Golden Apple Audience Award, Zlin International Film Festival for Children, 2014
· Children’s Jury Main Prize for Best Feature Film for Youth, Zlin International Film Festival for Children, 2014
· Miloš Macourek Award for best youth performance in a feature film for youth for actor Gijs Blom, Zlin International Film Festival for Children, 2014
· Ecumenical Jury Award for Best Youth Film, Zlin International Film Festival for Children, 2014
· 2nd place Best Film 13+ category, Giffoni Film Festival, 2014
· Lion Jury Award for Best Dutch Family Film, Cinekid, 2014

Paragraph 175

Paragraph 175 ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 1999 von Rob Epstein und Jeffrey Friedman, der Erzähler ist Rupert Everett. Mitproduzent und Berater war der deutsche Historiker und Projektleiter für Westeuropa am United States Holocaust Memorial Museum, Klaus Müller. Der Film erzählt die Lebensgeschichten von mehreren Männern und Frauen, die von den Nazis wegen ihrer Homosexualität aufgrund des § 175, der seit 1871 im deutschen Strafgesetzbuch der Sodomiterverfolgung diente, verfolgt wurden.

Zwischen 1933 und 1945 wurden 100.000 Personen auf Grund des § 175 verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. 10.000 bis 15.000 wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, davon überlebten 4000 bis Kriegsende. Von diesen Personen konnten im Jahr 2000 nur noch weniger als zehn Lebende gefunden werden. In der Dokumentation Paragraph 175 erzählen sechs dieser ehemals Inhaftierten, viele bereits weit über 90 Jahre alt, zum ersten Mal ihre Lebensgeschichte und schließen damit eine historische Lücke.

Paragraph 175 beleuchtet die bis dahin wenig dokumentierte Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich und die damit verbundenen Konsequenzen im damaligen und späteren Leben der Opfer anhand von persönlichen Berichten. Die Berichte beginnen alle in den Goldenen Zwanzigern, in denen es in den deutschen Großstädten wie Berlin eine lebendige schwule Szene mit unzähligen schwulen und lesbischen Kneipen, Nachtklubs und Kabaretts und – trotz bestehendem Paragraphen 175 – einer relativen Freiheit gab. Viele homosexuelle Jugendliche waren in der deutschen Jugendbewegung aktiv. Auch nach Hitlers Machtergreifung wurde die drohende Katastrophe in der Szene nicht erkannt. Vermeintliche Sicherheit gab dabei, dass mit Ernst Röhm ein führender Nationalsozialist seine Homosexualität relativ offen lebte. Nach der Ermordung Röhms nahm die bis dahin noch nicht so gezielt betriebene Verfolgung Homosexueller durch die Nationalsozialisten drastisch zu. Der Paragraph 175 wurde 1935 verschärft, und es kam danach in fast allen großen Städten zur Schließung von Homosexuellentreffpunkten, zu Razzien und Bespitzelungen. (Wikipedia)

Sequin in a Blue Room

Australien 2019, 80 Min., OmU, Regie: Samuel Van Grinsven, mit Conor Leach, Samuel Barrie, Jeremy Lindsay Taylor, Ed Wightman, Anthony Brandon Wong

Sequin ist 16 und steht auf anonyme Sexdates, die er per App klar macht. Dabei hat er nur eine Regel: Nie einen Kerl zweimal treffen! Bis er über einen Chat im Blue Room landet, einer mysteriösen Gruppensex-Party ohne Limits. Sequin gerät in den Bann eines betörenden Fremden – und muss ihn am nächsten Tag unbedingt wiedersehen! Der Beginn einer gefährlichen Suche nach dem Objekt der Begierde …

Coming-of-Age in Zeiten von Grindr und Gayromeo: In seinem berauschenden Debütfilm bettet Samuel Van Grinsven das sexuelle Erwachen eines Teenagers in einen lustvollen Thrillerplot, in dem der australische Shooting-Star Conor Leach als rothaariger Twink im Paillettenhemd funkelt.

“Die queere Community von Australien verändert sich, ganz ähnlich wie der Rest der Welt, die Kluft zwischen den Generationen vertieft sich. Die sexuelle Flexibilität und Freiheit der neuen Generation steht den Einschränkungen gegenüber, denen frühere Generationen unterworfen waren. Dieses spezielle Spannungsverhältnis dient als Grundlage des Films, in dem unser Protagonist auf der Suche nach Liebe einen Hürdenlauf durch die intensive Komplexität seiner Community absolviert. Aufgrund der politischen und sozialen Verhältnisse ihrer Zeit haben sich viele queere Filme der Vergangenheit nach außen gewandt. Ihr Anliegen war es, der Außenwelt ein Bild queerer Lebenserfahrung zu präsentieren. Mit diesem Film wollte ich nach innen blicken und einen Teil unserer heutigen Community analysieren und hinterfragen.

Ich habe diesen Film im Alter von 25 Jahren gemacht. Ich gehöre zur ersten Generation junger Queers, die mit sozialen Internetmedien und Dating-Apps aufgewachsen sind. Das ging vom Googeln, was es heißt, queer zu sein, über den Beitritt zu Chatrooms für schwule Teenager bis zur Kommunikation mit Fremden aus aller Welt, vom Erlernen des schwulen Sex durch Internet-Pornografie bis zum Kennenlernen meines ersten Freunds auf Myspace. Jeder Teil meines queeren Aufwachsens folgte Impulsen aus dem Internet, im Guten wie im Bösen. Ich wurde schneller erwachsen als die anderen Teenager auf meiner Schule, eine Erfahrung, von der ich weiß, dass viele Queers sie teilen. Unser Erwachsenwerden geht Hand in Hand mit dem Coming-out, und das hieß für mich, dass meine sexuelle Identität sich als Akt permanenter Grenzüberschreitung herausbildete. Dadurch hatte ich Erlebnisse, für die ich noch nicht bereit war, und geriet in Situationen, die gefährlich waren.

Während der Drehbucharbeit für „Sequin in a Blue Room“ interviewten mein Ko-Autor Jory Anast und ich andere Queers aus unserer Generation und diskutierten mit ihnen über das Erwachsenwerden in diesen Zeiten. Es war ein unglaubliches Gefühl, von Menschen umgeben zu sein, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie wir. Ein immer wiederkehrendes Thema dieser Gespräche war das Spannungsverhältnis zwischen sexueller Erkundung und Grenzüberschreitung. Ein enger Freund erzählte mir von seinen Erfahrungen, mit Dating-Apps aufzuwachsen, und sagte: „Ich kann nicht glauben, welchen Situationen ich mich ausgesetzt habe. Wenn ich allen davon erzählt hätte, hätten sie mich gewarnt, wie gefährlich das werden könnte. Aber ich tat es einfach, haute danach ab, ohne jemandem davon zu erzählen, und tat so, als wäre es nie geschehen.“ Diese gemeinsamen Erfahrungen, Themen und Ideen gingen in die von uns entwickelten Figuren, Szenarien und sozialen Medien ein und wurden die Bausteine für „Sequin in a Blue Room“.”

Beyto

CH 2020, 98 Min., hochdeutsche Untertitel, Regie: Gitta Gsell, mit Burak Ates, Dimitri Stapfer, Ecem Aydin u.a.

Beyto ist ein fantastischer Schwimmer und cooler Kumpel. Doch als sich der junge Schweizer mit türkischen Wurzeln in seinen attraktiven Trainer Mike verliebt, gerät seine heile Welt durcheinander. Um Tradition und Ehre zu wahren, sehen Beytos Eltern nur einen Ausweg: Ihr Sohn muss so schnell wie möglich eine Frau heiraten! Mit einem Vorwand locken sie ihn in ihr türkisches Heimatdorf und organisieren eine Hochzeit mit Seher, Beytos Freundin aus Kindertagen. Plötzlich befindet sich der junge Mann in einer Dreiecksbeziehung, die ihn zu zerreißen droht: Wie kann er zu Mike stehen, ohne Seher die Zukunft zu rauben?

Voller Empathie und sommerlicher Sinnlichkeit erzählt die Schweizer Regisseurin Gitta Gsell in „Beyto“, basierend auf dem Roman „Hochzeitsflug“ des preisgekrönten Autors Yusuf Yesilöz, eine multikulturelle Liebes- und Emanzipationsgeschichte. Neben dem Schweizer-Filmpreis-Träger Dimitri Stapfer glänzen die beiden Entdeckungen Burak Ates und Ecem Aydin in ihren ersten Kinorollen.

Genderation

D 2021, 88 Min., eng. Orig. mU, Regie: Monika Treut

Über zwei Jahrzehnte nach „Gendernauts“ (1999) kehrt Monika Treut nach Kalifornien zurück, um die Protagonist*innen ihres bahnbrechenden queeren Filmklassikers wiederzutreffen. Sandy Stone, Susan Stryker, Stafford und Max Wolf Valerio waren einst die jungen Pionier*innen der Transbewegung und lebten fast alle in der damaligen Außenseitermetropole San Francisco. Heute sind sie zwischen 58 und 84 Jahre alt, und kaum eine*r kann es sich noch leisten, in der Stadt zu wohnen. Doch die Energie der Gendernauten und ihrer Unterstützer*innen Annie Sprinkle und Beth Stephens ist ungebrochen.

Wie hat sich ihr Leben verändert? Wie gehen sie als Bürgerrechts-Aktivist*innen mit der rechtskonservativen Politik um, die die lange erkämpften Rechte der Minderheiten bedroht? „Genderation“ wirft einen utopischen Blick zurück und zeigt den kreativen Widerstand der Gendernauten gegen die bedrohlichen Lebensbedingungen in den US of A.

Gendernauts

D 1999, 96 Min., engl. Orig. mU, Regie: Monika Treut

„Gendernauts“ – eine Reise durch das Land der Neuen Geschlechter – erforscht das Phänomen von Transgender. Ort: San Francisco. Zeit: am Ende des zweiten Jahrtausends. Der Film zeigt Gender-Mixer und sexuelle Cyborgs, die ihre Körper mit Hilfe neuer Technologien und Biochemie verändern und damit die Identität von männlich und weiblich in Frage stellen. Auf die Frage: Sind Sie ein Mann oder eine Frau? antworten die Gendernauten mit Ja. „Gendernauts“ stellt uns eine Gruppe faszinierender Künstler in Kalfornien vor, die zwischen den Polen herkömmlicher Geschlechter-Identität leben. Wie die Kosmonauten durch das Weltall und die Cybernauten durch die Netzkultur, so reisen die Gendernauten durch die vielfältigen Welten der Sexualität …

Der Prinz

Chile/Argentinien/Belgien 2019, 96 Min., OmU, Regie: Sebastián Muñoz, mit Juan Carlos Maldonado, Alfredo Castro, Cesare Serra, Gastón Pauls, Lucas Balmaceda

Muñoz’ Verfilmung „Der Prinz“ spielt zu der Zeit, in der Mario Cruz’ gleichnamiger Roman entstand: Sie beginnt 1969 und endet im September 1970 – am Tag, als der chilenische Arzt und Politiker Salvador Allende die Präsidentschaft Chiles mit einer wuchtigen Rede antrat. Allendes Ziel war es, auf demokratischem Wege eine sozialistische Gesellschaft im Land zu etablieren. Er löste den Christdemokraten Eduardo Frei Montalva ab – zu einem Zeitpunkt, als das Land sich in einer prekären Situation, einer tiefen wirtschaftlichen Krise befand: In der 10 Millionen Menschen umfassenden Bevölkerung galten 1,5 Millionen Kinder als unterernährt, 500.000 Familien waren obdachlos, die Arbeitslosigkeit lag bei 8,8 Prozent. 80 Prozent des Nutzlandes waren in der Hand einer sehr kleinen Oberschicht.

Frei Montalva war während seiner Regierungszeit zwischen 1964 und 1970 mit seinen wichtigsten Reformen gescheitert. So war etwa die von ihm geplante teilweise Verstaatlichung der Kupferindustrie dem linken Flügel nicht weit genug gegangen, während der konservative Teil darin bereits den ersten Schritt zum Kommunismus gesehen hatte. So war es dem Politiker im Laufe der Jahre nicht gelungen, einen Spagat zwischen den radikalen Forderungen der Linken und der extremen Abwehrhaltung der Rechten zu meistern.

Mit Salvador Allende war erstmals ein Sozialist durch eine demokratische Wahl zum Staatsoberhaupt eines Landes gewählt worden. Er war als Kandidat des 1969 gegründeten linken Wahlbündnisses Unidad Popular (UP) angetreten, dem neben der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei noch mehrere kleine marxistische und christliche Parteien angehörten. In seiner energischen Antrittsrede, die am Ende von DER PRINZ im Radio zu hören ist, spricht der bekennende Marxist von den harten, schwierigen Zeiten, die das Land erwartet – doch er lässt auch Hoffnung durchscheinen. Durch seinen empathischen Blick für die Sorgen und Nöte der „kleinen Leute“ galt Allende vielen in der Bevölkerung als Hoffnungsträger. Bei seiner Vereidigung als Präsident im November 1970 verkündet er: „Wir werden eine echte Demokratie errichten. Denn das Volk wird daran beteiligt sein – und nicht wie bisher nur eine Minderheit.“

Allendes Politik ließ die Arbeiter sowie die Unterschicht auf eine Verbesserung ihrer ärmlichen Lebensumstände hoffen, etwa durch Einfrieren der Miet- und Lebensmittelpreise oder durch einen kostenfreien Zugang zu Bildung und zu medizinischer Versorgung. Um sein Programm zu finanzieren, enteignete Allende Kohle- und Kupferminen und verstaatlichte Industriezweige sowie Banken – wodurch er die Oberschicht des Landes sowie ausländische Investoren, insbesondere die USA, gegen sich aufbrachte. Mittels der CIA versuchte die USA fortan, der Präsidentschaft Allendes ein möglichst rasches Ende zu bereiten. Neben anderen kapitalistischen Ländern boykottierte die USA den Handel und die Wirtschaft Chiles. Und auch im Inland kam es immer mehr zu Widerstand.

Insgesamt blieb Allende nur drei Jahre im Amt, bis er 1973 durch einen gewaltsamen, von den USA unterstützten Militärputsch gestürzt wurde, in dessen Verlauf er Suizid beging. Eine Militärjunta unter der Führung Augusto Pinochets setzte die Verfassung außer Kraft. Das Ergebnis war eine blutige Militärdiktatur. (Salzgeber)

mittwochsFilm im Oktober | Futur Drei

Mittwoch, 07.10.2020, 20 h
Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,
StadtBahn Rathaus, Marktstraße, Dürkopp Tor 6
Eintritt frei

Futur Drei

Parvis wächst als Kind der Millenial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner Iranischen Einwanderer-Eltern auf. Dem Provinzleben in Hildesheim versucht er sich durch Popkultur, Grindr-Dates und Raves zu entziehen. Nach einem Ladendiebstahl leistet er Sozialstunden als Übersetzer in einer Unterkunft für Geflüchtete. Dort trifft er auf das iranische Geschwisterpaar Banafshe und Amon. Zwischen ihnen entwickelt sich eine fragile Dreierbeziehung, die zunehmend von dem Bewusstsein geprägt ist, dass ihre Zukunft in Deutschland ungleich ist.

In seinem autobiographischen Regiedebüt erzählt Faraz Shariat, Jahrgang 1994, authentisch und zugleich wundersam überhöht vom queeren Heranwachsen eines Einwanderersohns in Deutschland – und liefert damit einen entschlossenen Gegenentwurf zu einem konventionellen deutschen Kino, in dem post-migrantische Erlebnisse und Geschichten von Einwanderern und ihrer Familien allzu oft ausgeschlossen oder misrepräsentiert werden. Für sein sensibles, pop-affines und kraftvolles Plädoyer für Diversität wurde „Futur Drei“ beim First Steps Award 2019 als Bester Spielfilm ausgezeichnet, Shariats junges Darsteller*innen-Ensemble (Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali, Benjamin Radjaipour) erhielt den Götz-George-Nachwuchspreis. Auf der Berlinale, wo der Film im Panorama seine Weltpremiere feierte, wurde „Futur Drei“ mit zwei Teddys (Bester Spielfilm, Leser*innen-Preis) geehrt.

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