Kategorie: Queertreiben/Sodom (Seite 1 von 2)

Szeneführung – (nicht) nur für Erstis!

Eine gemeinsame Veranstaltung des SchwuR und des Lesben- und Schwulenreferats der FH

Mi, 27.10., 19 h s.t.

Treffen vor dem Uni-Haupteingang  

Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie

 

Programm

Fr 22.01. | Vortrag von Dr. Florian Mildenberger „Das Paradies der Angepaßten – oder was ist falsch an heutiger queerer Politik?
|18h|H8

Sa 23.01. | Vortrag von Marc Brandt „Antifa und Männlichkeit“
|16h|U2-205

Was ist überhaupt „Männlichkeit“? Was macht antifaschistische Politik aus und wieso ist sie an so vielen Punkten besonders bei jungen Männern beliebt? Warum gibt es auch in antifaschistischer Politik Unterdrückungsverhältnisse? Die Gesprächs- und Entscheidungsstrukturen und die Ausrichtung antifaschistischer Politik gehören auf den antisexistischen Prüfstand. Unterdrückungsmechanismen schaffen sich aber nicht von selbst ab, nur weil sie vielfach in Diskussionen erkannt und benannt werden. Es geht also um die Entwicklung neuer Perspektiven und um konkrete Umsetzungsmöglichkeiten.

 

Mo 25.01. | Vortrag von Dr. Beate Küpper & Prof. Andreas Zick „Sexismus und sexuelle Vorurteile – Facetten und Hintergründe in Deutschland und Europa“
|18h|H10

Der Vortrag erkundet die aktuellen Erscheinungsformen des Sexismus und so genannter sexueller Vorurteile (sexual prejudices). Der Sexismus wird dabei in seinen traditionellen und subtilen und modernen, weniger offensichtlichen Facetten beschrieben. Anhand von Ergebnissen aus Studien zeigt sich, dass der Sexismus ein wesentliches Element einer Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist. Darüber hinaus wird aus einer eher sozialpsychologischen Perspektive gefragt, welche Ursachen dem Sexismus zugrunde liegen. Dabei spielen unseres Erachtens Dominanzorientierungen bei Männern und Frauen eine ganz wesentliche Rolle in modernen und traditionellen europäischen Gesellschaften.
Sexismus und sexuelle Vorurteile – wie die so genannt Homophobie – dienen der Legitimierung von Ungleichwertigkeiten insbesondere dann, wenn die Ungleichwertigkeit zentraler Bestandteil der Umwelt von Menschen ist. Der Sexismus reproduziert ständig Gesellschaft. Der Vortrag wird sowohl Ergebnisse aus der bekannten deutschen Umfrage "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" als auch erstmalig Ergebnisse aus einer europäischen Vergleichsstudie präsentieren. Letztere zeigt, dass auch und vor allem in Europa der Sexismus erstaunlich weit verbreitet ist und die Nicht-Thematisierung des Sexismus umso mehr erstaunen sollte.

Di 26.01. | Filmabend im SchwuR „The Revolution Is My Boyfriend (The Raspberry Reich)“
|20h|C1-180

Der Film von Bruce LaBruce spielt in Berlin und erzählt von einer Gruppe Terroristen, die an einer schwulen Revolution basteln. Als Protagonisten eines "Radical Chic" berufen sie sich dabei auf Vorbilder aus der RAF.

Mi 27.01. | Gender Trouble Party im AudiMin, Liveacts Stockholm & Billy Rubin, anschließend Queers and Guitar-DJ Team (The Ninette & Lucy Starlight)
 

Do 28.01. | Vortrag von Julia Bader „Heteronormativität aufbrechen: Mainstream – Queer Cinema – New Queer Cinema“
|18h|H8

Die Relevanz der Untersuchung von Inszenierungsstrategien nicht-heterosexueller Lebensentwürfe in Filmen begründet sich aus Perspektive der Cultural Studies in der Annahme der Spiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse in den Medien. Aus heteronormativitätskritischer Perspektive werden im Vortrag Repräsentationen nicht-heterosexueller Lebensentwürfe im Hollywood Mainstream Kino, Queer Cinema und New Queer Cinema fokussiert und gegenübergestellt: Inwiefern werden heteronormative Strukturen, die gesellschaftlich verankert sind, bestätigt und gefestigt, inwiefern aufgebrochen und radikal in Frage gestellt?

Fr 29.01. | Vortrag von Stephan Mertens & Markus Biank „Mann, Mann, Mann… Aber wie? – Zur Konstruktion von Männlichkeiten in modernen Gesellschaften“
|16h|H10

Die Analyse der Konstruktion von Männlichkeiten soll im Mittelpunkt in dieser Veranstaltung sein. Anhand der Männlichkeitstheorie Robert Connells soll veranschaulicht werden, wie innerhalb sozialer Strukturen Männlichkeiten konstruiert werden. In einem 30 min Vortrag wird Stephan Mertens darüber referieren. Im Anschluss soll aber auch die Praxis nicht aus den Augen verloren werden. Das Projekt "Neue Wege für Jungs" wird durch Markus Biank vorgestellt. Im Fokus des Projekts stehen Jungs, die zum einen die Möglichkeit bekommen, Chancengleichheit und Rollenvielfalt gewinnbringend in ihr Leben zu integrieren, aber auch ihre Berufswahl, so dass sie Erfahrungen in Sozial- und Pflegebrufen bekommen. Des Weiteren sollen soziale Kompetenzen bei Jungen gefördert und verstärkt werden. Hier wird ein Einblick durch praktische Übungen geboten, so dass die TeilnehmerInnen an diesem Workshop einen engen Blick darauf werfen können.

Ausstellung | Vom anderen Ufer … Hannovers verschwiegene Geschichten

nur noch bis zum 27.09.

“Wussten Sie, dass in Hannover das Wort ›homosexual‹ erfunden wurde? Die Geschichte der gleichgeschlechtlichen Liebe in Hannover geht weit über das Morden des Fritz Haarmann hinaus. Die Ausstellung widmet sich Fragen über Fragen der sonst verborgenen Stadtgeschichte: Warum trug ausgerechnet das hannoversche Standesamt die bundesweit ersten gleichgeschlechtlichen Paare als Lebenspartnerschaft ein? War der Erfolg einer Künstlerin in den 1920ern, die von Liebe zu Frauen sang, nur eine kleine Nische oder ein Ausdruck von Toleranz? Wie rissen die Nazis in Hannover hunderte homosexueller Männer aus ihrem Leben? Welche Subkultur konnte sich nach 1945 trotz fortgesetzter Verfolgung sogar im Leineschloß entwickeln? Wieso pilgerten Hamburger ›Homophile‹ in der Nachkriegszeit per Bus in die hiesigen Freundschaftslokale? Warum konnten in Hannover unzählige Frauenpaare vor aller Augen gesellschaftlich geachtet zusammen leben? Welche Impulse gingen von Hannover aus, um Straffreiheit und gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen? In einer spannenden Zeitreise durch die Geschichte Hannovers wird Verborgenes enthüllt und neueste Forschung vorgestellt.”

Historisches Museum Hannover, Pferdestr. 6, 30159 Hannover
U-Bahn Markthalle
Di. 10.00 – 19.00 Uhr
Mi. – Fr. 10.00 – 17.00 Uhr
Sa., So. und an Feiertagen 10.00 – 18.00 Uhr
Eintritt: 5  €/erm. 4 €
Semesterticket bis Haste, Tageskarte GVH Stufe 3 –  6,50 €

SODOM 11.000 | “Tunten in Space”

Langersehnt und endlich wieder da:

Die berühmte (und berüchtigte) Party des SchwuRs:

Drags haben natürlich wie immer freien Eintritt!

sodom11000_vorne_verkleinert

Hier ein Kartenauszug:

Größere Kartenansicht

Freuen uns Euch im Plan B zu sehen!

Also, bis zum 29. Mai! ;o]

Bielefeld | CSD-Motto für 2009 beschlossen

Das Vorbereitungstreffen für den Bielefelder CSD 2009 hat gestern das CSD-Motto beschlossen:

69 – mehr als eine Stellung | Lesben und Schwule kämpfen seit 40 Jahren gegen Entwürdigung

Veränderungen an der Formulierung sind noch möglich.

Außerdem wurde das vorläufige Rahmenprogramm bekannt gegeben:

10. – 14. August 2009 Kulturwoche

mit einem schwulen und einem lesbischen Filmabend wahrscheinlich im Filmhaus und einer Ausstellung lesbischer Barbies im Foyer

Freitag, den 14. August  Gottesdienst in der Neustädter Marienkirche

Veranstalter: HuK Bielefeld

Samstag, 15. August 2009

14.00 h  Beginn der CSD-Parade an der Altstädter Nikolaikirche

15.00 h Beginn des CSD-Straßenfests auf dem Siegfriedplatz

Mit Info- Essens- und Getränkeständen, etc.

Kulturprogramm

Moderation: Oliver Schulte

15.00 h Begrüßung und kurze Ansprache der OrganisatorInnen

15.15 h  Best of Herzenslust

15.30 h Talkshow mit LokalpolitikerInnen

16.15 h  Band: Fortezza

17.00 h  Band Klee (?)

18.00 h  Disco (Queers and Guitars)

21.00 h  Ende des Straßenfests

23.00 h  Disco im Forum

23.00 h  Disco im Ostbahnhof

24.00 h – 04.00 h Shuttle zwischen Ostbahnhof und Forum

>> power on!

Bielefelder Antidiskriminierungswoche 2009

Anlässlich des Internationalen Antirassismustages (21. März) findet vom 14. bis 21.03. erstmalig die Bielefelder Antidiskriminierungswoche statt.

Programmflyer als PDF

Kontakt: Sebastian Fleary, politische.bildung@ibz-bielefeld.de

SchwuR-Kino

Es ist geschafft: Nach der Festinstallation eines Beamers verfügt das SchwuR nun über ein Café-Kino. Im Sommersemester wollen wir zumindest zweimal monatlich abends Filme mit wie auch immer geartetem schwulem oder queerem Bezug zeigen. Ihr seid herzlich eingeladen.

Darüber hinaus steht die Anlage auch für sonstige Projekte des SchwuR und des AStA zur Verfügung.

CSD Köln | Die Angst-Charta des schwulen Juste Milieu

Am 19.01. hat die MV von KLuST eine CSD-Charta beschlossen, die Anlass zu einigen Bemerkungen gibt.

Die Mitglieder des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. (KLuST) haben nach einem langen und sorgfältigen Diskussionsprozess auf ihrer Mitgliederversammlung am 19.01.2009 nachfolgende CSD-Charta beschlossen:

Präambel

Die Kölner CSD-Parade ist die gemeinsame Demonstration von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender sowie deren Freunden / Freundinnen und Unterstützern / Unterstützerinnen. Ziele dieser Demonstration sind die vollständige rechtliche Gleichstellung und die gesellschaftliche Anerkennung unserer Minderheit sowie der Ausdruck unseres Selbstbewusstseins und unserer Lebensfreude.
Unser gemeinsames Auftreten und Demonstrieren machen den Erfolg, die Stärke und die politische und gesellschaftliche Wirkung der CSD-Parade aus.
Die Integrations- und Strahlkraft der CSD-Parade dürfen wir im Interesse unserer gemeinsamen Ziele nicht dadurch in Gefahr bringen, dass die Teilnahme von umstrittenen Gruppen / Unternehmen an der CSD-Parade zu einer Entsolidarisierung oder gar einer Spaltung innerhalb unserer Gemeinschaft führen.
Eingedenk der rechtlichen Vorgaben, die mit der nach wie vor wichtigen und unbestreitbaren Qualitätder CSD-Parade als einer politischen Demonstration verbunden sind, stellen wir die nachfolgenden Regeln auf, deren Einhaltung wir selbstversprechen, und deren Beachtung wir auch von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der CSD-Parade verbindlich erwarten.

§1
Charakter der CSD-Charta

Die CSD-Parade in Köln ist eine politische Demonstration für die gesellschaftliche Akzeptanz und rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen. Zu diesem politischen Anspruch gehört es, dass wir stolz unser Selbstbewusstsein als Minderheit, aber auch unser Lebensgefühl und unsere Liebe demonstrieren. Diesen Zielen sind alle anderen Beweggründe zur Teilnahme an der CSD-Parade unterzuordnen.

§2
Wertefundament des CSD Köln

Die im KLuST versammelten Vereine, Gruppen und Einzelmitglieder verbinden mit dem CSD Köln gemeinsame Werte, die insbesondere auch während der CSD-Parade zum Ausdruck kommen und Beachtung finden sollen. Wir wünschen uns einen weltoffenen, die Menschenwürde respektierenden CSD. Wir geben ein Beispiel für Respekt, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Toleranz. In der CSD-Parade ist deshalb kein Platz für frauenverachtende, rassistische und gewaltverherrlichende Darstellungen.

§3
Verbotenes Verhalten

(1) Obwohl die CSD-Parade als politische Demonstration einen besonderen versammlungsrechtlichen Status hat, ist sie selbstverständlich kein rechtsfreier Raum. Daher sind alle Verhaltensweisen, die auch im alltäglichen Leben strafbar sind, auch während der Teilnahme an der CSD-Parade verboten. Hierzu gehören insbesondere sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit,  die Verbreitung von jugendgefährdenden Schriften sowie die Einnahme illegaler Drogen.
(2) Der KLuST als Aufrufer zur CSD-Parade ist zwar nicht zuständig für die Sicherstellung der Einhaltung der allgemeinen Gesetze oder für die Strafverfolgung. Wir arbeiten jedoch eng mit der Polizei und den Ordnungsbehörden zusammen und werden unsere Helferinnen und Helfer, die jedes Jahr für die Organisation und Abwicklung der CSD-Parade sorgen, dazu anhalten, im zumutbaren Rahmen für die Einhaltung dieser Charta zu sorgen.

§4
Gebot der Rücksichtnahme

Die CSD-Parade in Köln ist lebendig und vielfältig. Für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehört ein gewisses Maß an Freizügigkeit dazu, wenn sie sich und ihre Liebe feiern. Beim äußeren Erscheinungsbild und beim Verhalten während der CSD-Parade sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Taktgefühl beweisen und Rücksicht nehmen auf die anderen Teilnehmenden der Parade und auf die Menschen am Straßenrand. Die Toleranz, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der CSD-Parade für sich einfordern, soll nicht durch maßlose Provokation überstrapaziert werden.

§5
Werbung in der CSD-Parade

Einige Gruppen, die an der CSD-Parade teilnehmen, können ihre Wagen nur über Sponsoring finanzieren. Dies kann es notwendig machen, dass auch Werbebotschaften an den Fahrzeugen angebracht werden. Da jedoch das jeweilige Motto des CSD sowie die eigenen politischen Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der CSD-Parade im Mittelpunkt stehen, soll die Werbung an den Wagen auf ein Minimum reduziert sein. Darüber hinaus sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer darauf achten, dass die inhaltliche Ausgestaltung des Fahrzeugs mit den Grundsätzen dieser Charta übereinstimmt.

§6
Mottoumsetzung

Die Kreativität bei der Mottoumsetzung, die spürbare Lebensfreude der Teilnehmerinnen und  Teilnehmer sowie die politische Aussagekraft machen den CSD Köln so bunt und einzigartig. Deshalb rufen wir alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, sich mit den jeweils aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen des CSD Köln auseinanderzusetzen und diese auf der CSD-Parade sichtbar zu machen.

§7
Einhaltung dieser Charta

(1) Der KLuST als Aufrufer zur CSD-Parade macht den Inhalt dieser Charta im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit bekannt und wirkt darauf hin, dass alle Vereine, Gruppen und Unternehmen, die sich zur Teilnahme an der Parade anmelden, die in der Charta enthaltenen Grundsätze und Regelungen als für sich verbindlich anerkennen.
(2) Sollte ein angemeldeter Teilnehmer / eine angemeldete Teilnehmerin es im Vorfeld der CSD-Parade ablehnen, die Charta und ihren Inhalt als für sich und seinen / ihren Verein / Gruppe / Unternehmen verbindlich zu akzeptieren, informiert der KLuST seine Mitglieder und – in geeigneten Fällen – die Öffentlichkeit über diesen Umstand und versucht zugleich, dennoch auf die Einhaltung der Charta hinzuwirken.

Man sieht, das Motto Es ist verboten zu verbieten! ist auch in der Rheinprovinz längst Schnee von vorgestern.

Und so tobt sich denn eine vereinsmeierische und seltsam hymnisch gestimmte Charta-Huberei aus, die von der Angst vor Provokation und Anstoß gespeist scheint und sich in der “Strahlkraft” des Angekommenseins in einer Mitte suhlt, deren Toleranz man aber lieber nicht zu sehr auf die Probe stellen möchte.

“Selbstverständlich” ist auch der Kölner CSD kein “rechtsfreier Raum”. Warum erwähnt man das dann überhaupt? Wie schön muss es sein, in einer Ordnung leben zu dürfen, die so unglaublich legitim ist, dass sich fast schon der Gedanke an Regelübertretungen verbietet. Da kann man nur hoffen, dass die älteren Semester unter den Vätern (die Mütter sind da ja aus dem Schneider) dieser Charta zu Geltungszeiten des § 175 so peinlich genau das geltende Recht beachtet haben. Oder doch zumindest zuverlässige Aufpasser zur Seite hatten, die zwar für die “Einhaltung der allgemeinen Gesetze oder für die Strafverfolgung nicht zuständig” waren aber geradzu aufdringlich “eng mit der Polizei und den Ordnungsbehörden zusammenarbeiteten”.

Was treibt die AutorInnen bloß um? Staatliche Stellen werden sie kaum zu diesem schleimigen Hygieneakt aufgefordert haben.

Statt weiterer Auslassungen kann man sich im Wesentlichen dem Gastkommentar von Christian Scheuß in der BOX vom März anschließen, den wir deshalb nachfolgend (hoffentlich ohne urheberrechtliche Konsequenzen) veröffentlichen.

Hat der Kölner Stadtanzeiger nicht richtig hingehört bei der Vorstellung der CSD-Charta? Kann man dermaßen missverstanden werden, dass dem Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) das zweiseitige Dokument – kaum war es in der Öffentlichkeit – von allen Seiten um die Ohren gehauen wird? Wo man doch nur das Beste wollte für den Gay Pride und seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Ja, es ist möglich. Und egal, wo nun genau das Kommunikationsproblem entstanden ist, es offenbart die größte Schwachstelle des Dokuments. Es lässt riesigen Spielraum für Interpretationen. Die CSD-Charta des Kölner Lesben- und Schwulentags ist eindeutig mehr als eine spießige „Rasen betreten verboten“- Hausordnung. Sie hat das Potenzial, zur beklagten Entsolidarisierung der Community beizutragen. Eine CSD-Charta, das klingt nach hochtrabenden Worten, nach einer Selbstverpflichtung im positiven Sinne. Und so sind auch viele Chartas verfasst, wie die der Grundrechte der Europäischen Union oder der Vereinten Nationen. Das Gute, das angestrebt wird, wird bekräftigt und betont. Liest man die CSD-Charta des KLuST, spürt und riecht man schon im ersten Absatz, mit welchem Angstschweiß diese Sätze verfasst wurden. Es ist von Verboten und Geboten die Rede, von der Furcht vor den „maßlosen Provokateuren“, die durch ihr Auftreten die CSD-Parade in „Gefahr“ bringen. Ja, die sogar die Community „spalten“ und „entsolidarisieren“. Hier wurde keine hehre Charta verfasst. Hier wurde eine Wagenburg errichtet.

Das Absurde an dieser Charta ist: Es gibt keinen erkennbaren öffentlichen Druck, der einen solch vorauseilenden Gehorsam an Anpassung hätte erzeugen können – gerade im toleranten Köln, wo jährlich im Karneval deutlich mehr über die Stränge geschlagen wird. Weder hat die katholische Kirche eine Kampagne gegen Nackte auf dem CSD gestartet, noch die Stadt Köln mit Konsequenzen gedroht, sollten die SM-Leute wieder ihre Peitschen schwingen. Dass niemand gegen Gesetze verstoßen darf, ist eine Selbstverständlichkeit. Warum also muss man dafür extra eine Hausordnung verfassen?

Die Charta ist ein Beleg für die Zerrissenheit innerhalb der eigenen Struktur. Der Streit über die Teilnahme von Bareback-Filmproduktionen und Bordell-Betreibern an der Parade vor zwei Jahren hat beinahe den Verein gesprengt. Die Charta ist ein Versuch der inneren Befriedung, indem die „Feinde“ von außen benannt, bekämpft und – wenn nötig – an den Pranger gestellt werden.

Und die verunsicherten Teilnehmer der Parade stehen im Regen. Darf der SM-Club nun weiterhin seine Sklaven an der Kette vorzeigen? Konservative Schwule werden den Kopf schütteln. Und darf der Bordellbetreiber, bei dem es behördlich nichts zu beanstanden gibt, nun mit dabei sein? Die Feministinnen werden auf das Regelwerk pochen. Die vom KLuST befürchtete Entsolidarisierung der Community, sie hat mit der Veröffentlichung dieser Charta bereits begonnen.

(Christian Scheuß, Journalist, Buchautor und Redakteur beim Online-Magazin www.queer.de. Er wird auch bei der nächsten CSD-Parade in Köln wieder mit dabei sein.)


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