Kategorie: Bielefeld (Seite 2 von 16)

mittwochsFilm im November | God’s Own Country

Mittwoch, 01.11.2017, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

 


GB 2017, 104 Min., Regie: Francis Lee, mit Josh O´Connor, Alec Secareanu

„God’s Own Country“ ist mehr als einfach nur ein weiterer Film über schwule Bauern. Francis Lees Debüt ist so schroff wie die Landschaft, in der es spielt, und reagiert unaufdringlich auf die politische Stimmung im Brexit-England

Spätestens wenn Gheorghe mit geschickten Handgriffen einem verendeten Lamm das Fell abzieht oder Johnny einer Kuh Geburtshilfe leistet, fragt man sich als Zuschauer: Ist das hier jetzt eine Doku über das harte Farmerleben in Nordengland oder wirklich ein Spielfilm? Wenn die inzwischen etwas abgedroschene Bezeichnung „authentisch“ zutrifft, dann auf diesen Film.

In Francis Lees autobiografisch gefärbtem Spielfilmdebüt scheint wirklich alles unverstellt, echt und wahrhaftig zu sein: diese umwerfende und zugleich unwirtliche, fast menschenleere Landschaft in West Yorkshire; das karge, unerbittliche Leben auf den kleinen Farmen wie jene, die Johnny (Josh O’Connor) seit dem Schlaganfall seines mürrischen Vaters ganz allein versorgen muss.

Das raue Wetter, die Einsamkeit und Armut – das alles scheint die Menschen hier geprägt zu haben. Man redet nicht viel, schon gar nicht über Gefühle. Johnny nutzt die Fahrt zum Viehmarkt in der nächstgelegenen Stadt zum schnellen schwulen Sex auf einer Männertoilette und ertränkt ansonsten seine Unzufriedenheit in Alkohol.

Dem Saisonarbeiter Gheorghe (Alec Secareanu), den sein Vater angeheuert hat, misstraut er von der ersten Minute. Für Johnny ist dieser rumänische Gastarbeiter einfach nur ein „Zigeuner“. Johnny, so könnte man vermuten, hat für den Brexit und vielleicht sogar für die UKIP gestimmt. Dieser Migrant aber lässt sich nicht alles gefallen, mehr noch: Er hilft Johnny den Hof zu retten. Und so, wie hier das Thema Fremdenfeindlichkeit unaufdringlich und eher unterschwellig verhandelt wird, genügt Francis Lee ein einziger Satz von Gheorghe, um die Homophobie in seiner Heimat anzudeuten. Und nicht viel mehr benötigt Johnnys Großmutter, um ihrem Enkel zu verstehen zu geben, dass sie durchaus erkannt hat, was sich da zwischen ihm und dem Saisonarbeiter entwickelt hat, und dass sie dies akzeptiert.

Jede noch so kleine Geste, jeder Blick verrät mehr, als es mit Worten auszudrücken wäre. Wie sich diese beiden Männer einander annähern, wie es Gheorghe gelingt, diesen harten emotionalen Panzer aufzusprengen, den Johnny umschließt, das ist ein auch für den Zuschauer geradezu schmerzhafter Prozess. Das ist nicht nur zu Herzen gehend, sondern eine großartige inszenatorische wie darstellerische Leistung. Nach „Beautiful Thing“, „Pride“ und „Weekend“ gibt’s nun also noch einen britischen Film für die schwulen All Time Favourites.

PS: Und wer sich fragt, warum die beiden Hauptdarsteller so routiniert Steinmauern reparieren und Schafe schlachten können – Francis Lee hatte sie zur Vorbereitung zu einem mehrwöchigen Praktikum am Drehort verdonnert. Sehr erfolgreich, wie man sehen kann.

Axel Schock in “SIEGESSÄULE” Berlin 10/2017

mittwochsFilm im Oktober | Überleben in Neukölln

Mittwoch, 01.11.2017, 20 h
Preview!

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei!



D 2017, 82 Min., Regie: Francis Lee, mit Josh O´Connor, Alec Secareanu

Im Zentrum des Films steht Stefan Stricker, der sich Juwelia nennt und seit vielen Jahren eine Galerie in der Sanderstraße in Berlin Neukölln betreibt. Hier lädt er an jedem Wochenende Gäste ein, de­nen er schamlos aus seinem Leben erzählt und poetische Lieder singt, die er mit seinem Freund aus Hollywood Jose Promis  ge­schrieben hat. Juwelia war ihr Leben lang arm und sexy, hat stets um Anerkennung gekämpft, sie aber nur teilweise bekommen. Der Film begleitet sie nach New York, wo sie zum ersten Mal eine Aus­stellung hat und dort auch auftritt. In ihrer hessischen Heimatstadt Korbach am Grab ihrer Mutter kommen Juwelia die Tränen. Ihre Mutter hat sich mit 82 Jahren das Leben genommen und die weibli­che Seite ihres Sohnes nie akzeptiert. Juwelia ist Clown, Philosoph und Überlebenskünstler und immer noch ein Geheimtipp.
Neben Juwelia treffen wir die 89 jährige Frau Richter, die im Alter von 50 Jahren nach Neukölln zog, um hier mit einer Frau glücklich zu werden.
Wir treffen den androgynen kubanischen Sänger und Tänzer Joa­quin la Habana, der mit seinem Mann zusammenlebt. Sein 17 jähri­ger Sohn ist stolz auf ihn.
Wir treffen Mischa Badasyan aus Russland, einen Performance­künstler, der es sich zur Pflicht machte, ein Jahr lang jeden Tag mit einem anderen Mann Sex zu haben. Und wir begegnen der syri­schen Sängerin Enana, die nach ihrer dramatischen Flucht nach Berlin hofft, ein freieres Leben führen zu können, als Frau und als Lesbe.
Patsy l‘Amour la Love veranstaltet die „Polymorphia“ Party- und Diskussionsreihe und bezeichnet sich selbst als Polittunte. Gerade hat sie ihre Magisterarbeit „Selbsthass und Emanzipation“ veröffent­licht.
Neukölln war immer ein armer, proletarischer Bezirk mit viel Krimi­nalität. Vor zehn Jahren kamen wegen der billigen Mieten die Künstler. Seit fünf Jahren entwickelt sich Neukölln zum Hipster-Bezirk und Mekka für Spekulanten. Mein Film ist ein Zeugnis des zurzeit spannendsten Teils von Berlin – und zugleich ein Zeugnis ei­nes Bezirks, der bald seine  Künstler, die sich die Mieten nicht mehr leisten können, vertreiben wird. (Quelle: missingFilms)

 

Buchpräsentation | Patsy L’Amour laLove – Beißreflexe

Montag 19. Juni, 18 Uhr, UHG Uni Bielefeld, Hörsaal 10

Patsy L'Amour laLove

Patsy l’Amour laLove stellt mit einem Vortrag ihr Buch „Beissreflexe –  Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“ vor. Der Band hat in den letzten Monaten für sehr heftige Auseinandersetzungen gesorgt.

“Queer hat in den vergangenen Jahren eine bedeutsame Veränderung erfahren. Queerer Aktivismus operiert häufig mit Konzepten wie „Critical Whiteness“, „Homonormativität“ und „kulturelle Aneignung“. Ein Kampfbegriff lautet „Privilegien“ und wittert hinter jedem gesellschaftlichen Fortschritt den Verrat  emanzipatorischer Ideale. Oft erweckt dieser Aktivismus den Anschein einer dogmatischen Polit-Sekte. Das Ziel ist nicht selten die Zerstörung des sozialen Lebens der Angegriffenen.

In dem Sammelband widmen sich 27 Autor_innen dieser Form von queerem Aktivismus und ihren theoretischen Hintergründen aus einer Perspektive, die an die teilweise vergessene oder abgewehrte selbstbewusste Entgegnung von Queer anschließt.”

Patsy l’Amour laLove, Geschlechterforscherin aus Berlin, promoviert zur Schwulenbewegung der 1970er Jahre und arbeit als Kuratorin sowie im Archiv Schwules Museum* Berlin

 

mittwochsFilm im Juni | Mein wunderbares West-Berlin

Mittwoch, 07.06.17, 20 h

Vorpremiere im Rahmen der CSD-Kulturwoche

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt: 5,00 €

Mein wunderbares West-Berlin, D 2017, 95 Min., Regie: Jochen Hick


Berlin ist heute die queere Hauptstadt Europas und Fluchtpunkt für nicht-heterosexuelle Menschen aus aller Welt: offen, vielfältig und ziemlich partytauglich. Die Ursprünge dieses Freiheitsgefühls liegen ausgerechnet in der ehemaligen Mauerstadt West-Berlin. Fast alles, was wir heute als queere Berliner Institutionen kennen – vom Schwulen Museum* über die Siegessäule, das SchwuZ und den Teddy Award bis hin zu den Aids-Hilfen – wurde bereits in West-Berlin auf den Weg gebracht.

“Mein wunderbares West-Berlin” nimmt uns mit auf eine faszinierende schwule Zeitreise: in die 50er und 60er, in denen die West-Berliner zwar noch massiv unter den Einschränkungen und Verfolgungen durch § 175 zu leiden hatten, sich aber dennoch bereits eine lebendige Subkultur mit Szene-Bars und Klubs aufbauen konnten; in die 70er, jene Zeit der bahnbrechenden Emanzipationsbewegungen und gesellschaftlichen Umbrüche; und in die 80er, die geprägt waren von einer Ausdifferenzierung queerer Lebensentwürfe, aber auch den verheerenden Folgen von Aids, die Berlin so heftig trafen wie keine andere deutsche Stadt.

“Mein wunderbares West-Berlin” lässt prominente und weniger prominente Protagonisten zu Wort kommen: Aktivisten und Lebenskünstler, Travestie-Stars und Museumsgründer, Filmregisseure und Clubbetreiber, Modemacher und DJs. Sie erzählen von persönlichen und gesellschaftlichen Kämpfen, erinnern sich an heimliche Blicke und rauschhaften Sex, legendäre Partys und wütende Demonstrationen, leidenschaftliche Streits und ungeahnte Bündnisse. Zusammen mit zum Teil noch nie gesehenem Archivmaterial entsteht so ein faszinierendes Panorama des schwulen West-Berlins – und von dessen gesellschaftlichen Folgen für heute.

Nach “Out in Ost-Berlin” (2013, zusammen mit Andreas Strohfeldt) ist “Mein wunderbares West-Berlin” der zweite Teil von Jochen Hicks Berlin-Trilogie, deren Abschluss sich mit der Zeit nach dem Mauerfall beschäftigen wird.

Quelle: Salzgeber

mittwochsFilm im Mai | Der König des Comics (Doku)

Mittwoch, 03.05.17, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt: 5,00 €

D 2012, 80 Min., Regie: Rosa von Praunheim, mit Ralf König, Joachim Król, Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern

Humor, Ironie und scharfe Beobachtung als befreiende Waffen gegen bigotte Vorur­teile: Schwules Leben und schwule Klischees, Männerbefindlichkeiten, Liebeslust und -frust, Großstadtneurosen, Trips in die Antike und der gesellschaftliche Einfluss von Religion(en) – das sind die Themen des neben Walter Moers und Brösel be­kanntesten deutschen Comiczeichners Ralf König. Die Dokumentation KÖNIG DES COMICS ist eine Hommage an den Künstler, der heute auf der Höhe seiner Schaffenskraft ist. Sein Leben und seine Kunst sind eng mit der Entwicklung der schwulen Community seit Ende der Siebzigerjahre verbunden. Alles begann in ei­nem westfälischen Dorf. Das Zeichnen wurde früh zur Coming-out-Hilfe. Das „pu­bertäre Geschmiere“ (Selbstkritik) sollte sich zu einem sicheren Zeichenstil entfal­ten, der bis heute von einem frivol anarchischen Humor bestimmt ist. Königs The­men und Interessen haben die Grenzen der Homo-Szene inzwischen weitgehend überschritten. Sie sind universeller und philosophischer geworden, die Tiefen sozia­ler Konventionen wird König weiterhin ausloten und ad absurdum führen.
Quelle: Berlinale

ab 16 März: Kamera Filmkunsttheater | Mit siebzehn

Kamera Filmkunsttheater

Feilenstraße 2-4, 33602 Bielefeld

Mit siebzehn (Quand on a 17 ans), Frankreich 2016, 116 Min., Regie: André Téchiné, mit Sandrine Kiberlain, Kacey Mottet Klein, Corentin Fila, Alexis Loret

Damien und Thomas gehen in dieselbe Gymnasialklasse – und mögen sich ganz und gar nicht. Sobald Worte nicht mehr genügen, um sich gegenseitig zu verletzen, prügeln sie aufeinander ein. Dabei könnten sie Freunde sein: Damien, der Sohn der Landärztin Marianne und eines Militärfliegers, der gerade im Auslandseinsatz ist, und Thomas, Adoptivsohn mit maghrebinischen Wurzeln, der in einer Bauernfamilie auf einem abgelegenen Berghof lebt. Als die Bäuerin nach mehreren Fehlgeburten wieder ein Kind erwartet und einer komplizierten Schwangerschaft entgegensieht, nimmt Marianne den verschlossenen Jungen für eine Weile bei sich auf. Damien und Thomas müssen nun unter einem Dach leben …
In seinem neuen Film behandelt André Téchiné, der mit Filmen wie Les temps qui changent (2005) und Les témoins (Die Zeugen, 2007) schon mehrfach im Wettbewerb der Berlinale vertreten war, das Aufwachsen in verschiedenen sozialen Milieus, die Verwirrungen der Jugend und die Erziehung der Gefühle. Ein raues südwestfranzösisches Bergdorf im Wechsel der Jahreszeiten wird zur Seelenlandschaft für die zwischen Ablehnung und Anziehung changierende Beziehung zweier junger Männer.

Quelle: Berlinale

Schernikau-Revue


Das Kulturreferat des AStA der Uni Bielefeld lädt für Dienstag, den 14. März 2017 um 20 h zu einer Schernikau-Revue in die Bar Potemkin, Heeper Str. 28, ein.

Die Revue ist eine Mischung aus politischer Bildung und frivoler Abendgestaltung. Im Mittelpunkt steht Ronald M. Schernikau.

Zum 25. Todesjahr des Dichters, Kommunisten und Schwulen Ronald M. Schernikau gleitgelen die beiden Terrortunten Kuku Schrapnell und Fabina Fabulös durch einen Abend voller Spaß, Musik und Perversitäten. Werke von Schernikau werden natürlich auch gelesen.

“Die Dummheit der Kommunisten halte ich für kein Argument gegen den Kommunismus.”

Rolf Erdorf liest aus der „Adrian Mayfield“-Trilogie von Floortje Zwigtman

Mittwoch, 25. Januar 2017, 18.00 h
Stadtbibliothek Bielefeld, Neumarkt 1, 33602 Bielefeld
StadtBahn Hauptbahnhof, Jahnplatz
Eintritt frei

In ihrem eindrucksvollen Jugendroman „Ich, Adrian Mayfield“ verknüpft Floortje Zwigtman Charles Dickens mit Oscar Wilde – als fiktive Memoiren eines viktorianischen Callboys. (FAZ)

Welche Perspektiven hat ein 16-Jähriger von der Londoner East Side des Jahres 1894, der die hoch verschuldete Kneipe seines alkoholkranken Vaters unter den Hammer kommen sah und jetzt in einem zweitklassigen Herrenmodegeschäft in Soho als Verkäufer arbeiten muss, was ihn jeden Morgen beim Aufwachen dieses miese o… hell!-Gefühl besorgt? Ist es nur der furchtbare Job, der ihn abhauen und ausgerechnet bei diesem dicken Kunden Zuflucht suchen lässt, der ihn einmal in der Umkleidekabine unsittlich betasten wollte?

Es dauert eine Weile, bis sich Adrian eingesteht, dass es nicht nur die finanzielle Not ist, weswegen er die Seiten gewechselt hat. Statt zu den „gesunden engli­schen Arbeiterjungs“ gehört er jetzt zu denen, die sie früher gemeinsam verprü­gelt haben: den Puppenjungen. Denn gibt es für jemanden, der so empfindet wie er, überhaupt eine andere Möglichkeit als wohlhabende ältere Herren? Und was ist dort zu finden? Nur schnelles Geld für schnelle Lust, oder doch die große Liebe? Aber wie soll eine Liebe, die es gar nicht geben darf, groß werden? Wenn sogar ein Großer wie Oscar Wilde deswegen ins Zuchthaus muss und Adrians nob­ler und reicher Freund Vincent es daraufhin so sehr mit der Angst zu tun be­kommt, dass er sich in medizinische Behandlung begibt?

Zwischen Prostitution und pädagogischem Eros, zwischen sündiger Triebhaftigkeit und platonischer Entsagung muss sich Adrian seinen Weg suchen – gegen alle bö­sen Zuschreibungen nicht nur der viktorianischen Zeit, die für einen unglücklich Veranlagten wie ihn eigentlich nur ein Ende vorsehen: den frühen Tod.

Floortje Zwigtman, geb. 1974, gilt als eine der herausragendsten und eigenwilligsten jungen Stimmen der niederländischen Jugendliteratur. All ihre Bücher waren nicht nur Presse-, sondern auch Verkaufserfolge, wurden mehrfach ausgezeichnet und kontrovers diskutiert. Sie lebt und arbeitet in Südholland als freie Schriftstellerin und Lektorin.
Rolf Erdorf, 1956 in der Eifel geboren, hat u.a. Germanistik und niederländische Philologie studiert. Heute lebt er in Bad Oldesloe und arbeitet hauptberuflich als Übersetzer aus dem Niederländischen. Für seine Arbeit in der Kinder- und Jugend­literatur wurde er 2005 mit dem renommierten niederländischen Martinus-Nijhoff-Preis des Prins-Bernard-Kultuurfonds ausgezeichnet.

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