Autor: htiemann (Seite 3 von 17)

mittwochsFilm im April | Mario

Mittwoch, 03.04.2019, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

in Zusammenarbeit mit DSC Arminia Bielefeld GmbH, Sportbund Bielefeld, Gleichstellungsstelle LSBTI*, Fanprojekt Bielefeld e.V., Netzwerk BI Queer e.V.

Eintritt frei

CH 2018, 119 Min., Regie: Marcel Gisler, mit Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec, Jürg Plüss, Doro Müggler, Andreas Matti

Mario ist zum ersten Mal im Leben verliebt, so richtig verknallt. In Leon, den Neuen aus Deutschland. Der spielt zwar auch vorne im Sturm und könnte ihm sogar gefährlich werden, wenn es darum geht, wer in die Erste Mannschaft aufsteigen kann. Doch daran mag Mario jetzt nicht denken. Er will Leon spüren, riechen, in seiner Nähe sein. Das bleibt auch anderen im Klub nicht verborgen und schon bald machen erste Gerüchte die Runde. Mario sieht seine Karriere als Profi-Fußballer in Gefahr, will aber gleichzeitig Leon um keinen Preis verlieren. Er muss eine Entscheidung treffen.

mittwochsFilm am Donnerstag | Februar | Rafiki

Donnerstag, 07.02.2019, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei

Kenia 2018, 83 Min., OmU, Regie: Wanuri Kahiu

„Gute kenianische Mädchen werden gute kenianische Ehefrauen“ – Kena lernt schon früh, was von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland erwartet wird: artig sein und sich dem Willen der Männer fügen. So wird auch ihre alleinerziehende Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat. Doch die selbstbewusste Kena lässt sich nicht vorschreiben, wie es zu leben hat. So freundet sie sich auch mit der hübschen Ziki an, obwohl ihre Väter politische Konkurrenten sind. Das Gerede im Viertel ist den Mädchen zunächst ziemlich egal. Doch als sich Kena und Ziki ineinander verlieben, müssen sie sich entscheiden: zwischen der vermeintlichen Sicherheit, ihre Liebe zu verbergen, und der Chance auf ihr gemeinsamen Glück.

RAFIKI – der Titel bedeutet auf Suaheli „Freund(in)“ – ist der erste kenianische Film, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. In Kenia selbst, wo Homosexualität noch immer unter Strafe steht, wurde der Film zunächst mit einem Aufführungsverbot belegt, das erst nach einer Klage der Regisseurin gelockert wurde. Basierend auf der preisgekrönten Kurzgeschichte „Jambula Tree“ (2008) der ugandischen Autorin Monica Arac de Nyeko, erzählt RAFIKI von einer afrikanischen Jugend, die entschlossen gegen Homophobie, religiöse Dogmen und die Strenge der Eltern aufbegehrt. Ein mitreißender Film, der vor Freiheitsliebe und Lebensfreude in strahlenden Farben leuchtet.

Vortrag: Kann Begehren diskriminierend sein?

Patsy L‘Amour laLove

Freitag, 25.01.2019, 20 h
Potemkin, Heeper Str. 28, 33602 Bielefeld

Sexuelle Zurückweisungen veranlassen regelmäßig dazu, diese als eine gesellschaftlich verankerte Ableh­nung statt als „nur“ subjektiv erlebte Kränkung zu be­werten. Hinweise wie „Keine Tunten, keine Dicken, keine Asiaten!“ haben in schwulen Dating-Portalen an Häufigkeit kaum verloren – und werden als diskrimi­nierend bezeichnet. Die Dating-App „Grindr“ geht mitt­lerweile gegen solche (im englischen) als „sexueller Rassismus“ bezeichneten Auslassungen vor.

In der Empörung darüber äußert sich häufig ein Miss­verständnis, welchem im Vortrag nachgegangen wer­den soll: Begehren oder Sexualität werden mit stigma­tisierenden, herablassenden Aussagen gleichgesetzt, deren Heftigkeit darauf hinweist, dass darin nicht bloß eine sexuelle Präferenz Ausdruck findet. Damit stellt sich die Frage nach den Begriffen, mit welchen ope­riert wird: Was bspw. versteht man unter Rassismus, wenn man Begehren als „rassistisch“ fasst und inwie­fern bagatellisiert diese Vorstellung? 

Reflexionsanstöße zu sexuellen Verkehrsformen, ob unter Schwulen oder andernorts, stehen einem schar­fen Moralisieren gegenüber, das zu oft mit Reflexion verwechselt wird. Der Vortrag widmet sich dieser Ver­wirrung und den damit transportierten Vorstellungen von sexueller Befreiung, die mitunter zur Forderung nach sexueller Umorientierung werden: So als wäre es gerechter, wenn alle mit allen ins Bett wollen wür­den. Sexuelles Begehren, sexuelle Vorlieben und die Objektwahl müssen dann fluide erscheinen, um nicht dem Vorwurf der sexuellen Diskriminierung ausge­setzt zu sein. Stattdessen wird es darum gehen, was Freiheit im Zusammenhang von Begehren bedeuten kann und inwiefern Sexualität überhaupt den Anforde­rungen derer standhalten kann, welchen sie zu un­bändig und zu eingeschränkt zugleich erscheint.

Patsy l’Amour laLove, Polittunte und Geschlechter­forscherin, Promotion zur westdeutschen Schwulen­bewegung der 1970er Jahre, Kuratorin der Ausstel­lung „Faszination Sex“ über Martin Dannecker (2017-2018), Herausgeberin der sexualpolitischen Sammel­bände „Selbsthass & Emanzipation“ (2016) und „Beiß­reflexe“ (2017) im Querverlag, Organisatorin kulturel­ler und wissenschaftlicher Veranstaltungen wie ihrem Neuköllner Salon „Ludwig l’Amour“.

mittwochsFilm am Donnerstag | Januar | Sorry Angel

Donnerstag, 10.01.2019, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei

Frankreich 2018, 132 Min., Regie: Christophe Honoré, mit Vincent Lacoste, Pierre Deladonchamps, Denis Podalydès u. v. a.

Paris, 1993. Der Schriftsteller Jacques ist Mitte 30, teilt sich das Sorgerecht für seinen kleinen Sohn Louis mit dessen leiblicher Mutter und versucht, sich das Leben nicht zu sehr von seiner HIV-Infektion diktieren zu lassen. Auf einer Lesung in der Bretagne lernt er den Nachwuchsfilmemacher Arthur kennen, der gerade beginnt, sich von den Fesseln der Provinz zu befreien. Arthur verliebt sich auf den ersten Blick in den geheimnisvollen Autor. Doch Jacques zögert, sich auf die Beziehung mit dem deutlich jüngeren Mann einzulassen. Auch weil er ahnt, dass ihnen dafür nicht mehr viel Zeit bleiben würde …

Christophe Honoré zählt seit seinen Kritikerlieblingen “Meine Mutter” (2004) und “Chanson der Liebe” (2007) zu den aufregendsten europäischen Regisseuren seiner Generation. Sein neuer Film, der im Wettbewerb von Cannes uraufgeführt wurde, ist ein intimes und generationenübergreifendes Zeitstück über das Leben in der Pariser Bohème in der Hochphase der Aids-Krise. In den Hauptrollen glänzen mit Pierre Deladonchamps (“Der Fremde am See”) und Vincent Lacoste (“Jungs bleiben Jungs”, “Eden”) zwei Hoffnungsträger des jungen französischen Kinos.

Ein zärtlicher und zutiefst berührender Film über körperliche und intellektuelle Verführung, übers Jungsein und Altwerden, über die große Liebe und den Mut, bis zuletzt seinen Gefühlen zu folgen.

mittwochsFilm im Dezember | Mario

Mittwoch, 05.12.2018, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei

 

CH 2018, 119 Min., Regie: Marcel Gisler, mit Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec, Jürg Plüss, Doro Müggler, Andreas Matti

Mario ist zum ersten Mal im Leben verliebt, so richtig verknallt. In Leon, den Neuen aus Deutschland. Der spielt zwar auch vorne im Sturm und könnte ihm sogar gefährlich werden, wenn es darum geht, wer in die Erste Mannschaft aufsteigen kann. Doch daran mag Mario jetzt nicht denken. Er will Leon spüren, riechen, in seiner Nähe sein. Das bleibt auch anderen im Klub nicht verborgen und schon bald machen erste Gerüchte die Runde. Mario sieht seine Karriere als Profi-Fußballer in Gefahr, will aber gleichzeitig Leon um keinen Preis verlieren. Er muss eine Entscheidung treffen.

mittwochsFilm im November | Postcards from London

Mittwoch, 07.11.2018, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei

 

UK 2018, 90 Min., Regie: Steve McLean, mit Harris Dickinson, Jonah Hauer-King, Alessandro Cimadamore, Leonardo Salerni, Raphael Desprez

Regisseur Steve McLean hat sich nach seinem hochgelobten Erstling „Postcards from America“ (1994) lange Zeit für seinen zweiten Film gelassen. Das Warten hat sich gelohnt! Diesmal schickt er uns „Postcards from London“, eine selbstironische Ode an die Kunst der käuflichen Liebe, in der Escorts als die einzig wahren Träger schwuler Kulturgeschichte gelten. Die lustvolle Erweckungsgeschichte des jungen Jim aus der englischen Provinz in einem zum Neonlicht-Viertel hochstilisierten Soho der Gegenwart ist filmisch eng verwoben mit Fassbinders „Querelle“ (1982) und Van Sants „My Own Private Idaho“ (1991), mit den Bilderwelten Caravaggios und Derek Jarmans. In der Hauptrolle glänzt Harris Dickinson, der seit dem preisgekröntem Jugenddrama „Beach Rats“ (2017) zu einem der aufregendsten Darsteller seiner Generation zählt. Andreas Köhnemann hat sich auf Expedition durch McLeans lustvoll-artifiziellen Referenzen-Dschungel begeben, der im August in der queerfilmnacht wucherte.

 

Versuche über die Pubertät. Hans Henny Jahnn und Hubert Fichte mit Martin Dannecker gelesen

Versuche über die Pubertät.
Hans Henny Jahnn und Hubert Fichte mit Martin Dannecker gelesen

Eine Veranstaltung im Rahmen der CSD Kulturwoche Bielefeld

Donnerstag, 7. Juni 18:30 – 21:00, Hörsaal 9

In dem Essay Engel des Begehrens von 1985 befasst sich Martin Dannecker mit der „Sexualität der Figuren in Hubert Fichtes Werk“. Der Essay analysiert literarische Texte mit dem Instrumentarium der Sexualwissenschaft marxistischer und psychoanalytischer Prägung, für die Dannecker steht. „Engel des Begehrens“ ist ein exemplarischer Text, der in der Literaturwissenschaft leider kaum rezipiert wurde.

Für die Literaturwissenschaft ist der Essay besonders deshalb interessant, weil er in zweifacher Weise über Zeit reflektiert, über individuelle Lebenszeit und über die Zeit der Geschichte, und an diese Reflexion eine Analyse von Sprechweisen anschließt. Der Vortrag wird gegen die Kontrastfolie der queer temporalities Danneckers Verständnis von Zeitlichkeit als ein dialektisches herausarbeiten. In einem zweiten Schritt werden verschiedene Beispiele der Weigerung zu reifen in Texten Hans Henny Jahnns und Hubert Fichtes in den Blick genommen und ihre Beziehung zueinander analysiert.

Benedikt Wolf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität (Humboldt-Universität zu Berlin). Er hat zum Thema Penetrierte Männlichkeit. Sexualität und Poetik in deutschsprachigen Erzählungen der literarischen Moderne (1905-1969) promoviert. Derzeit forscht er zu dem schwulen Satiriker und Journalisten Felix Rexhausen. Neben der deutschsprachigen Erzählliteratur des 20. Jahrhunderts und der Kritischen Heteronormativitätsforschung sind deutsch-jüdische Literatur und Antiziganismusforschung seine Schwerpunkte.

Eintritt frei!

mittwochsFilm im Juni

Auf vielfachen Wunsch haben wir uns entschlossen, die Filme “Queercore” und “120 BPM” als Double Feature zu zeigen, und zwar am

06. Juni 2018, 20 und 22 Uhr

Filmhaus Bielefeld, August-Bebel-Str. 94

 

QUEERCORE: HOW TO PUNK A REVOLUTION
Ein Film von Yony Leyser
US 2017, 83 Min., englische OF mit deutschen UT
Buch & Regie: Yony Leyser
Mit Bruce LaBruce, G.B. Jones, Genesis Breyer P-Orridge, John Waters, Justin Vivian Bond, Lynn Breedlove, Jody Bleyle, Silas Howard, Pansy Division, Penny Arcade, Kathleen Hanna, Kim Gordon, Deke Elash, Tom Jennings, Beth Ditto, Peaches u.v.m.

Was machst Du, wenn es die offene Gemeinschaft, die Du als queerer Punk dringend brauchst, nicht gibt? Rede Dir einfach ein, es gibt sie doch!

Klebe und drucke Fanzines, drehe und vertreibe subversive Filme, schreibe anarchistische Songs, do it yourself und vor allem: don’t give a fuck!

Nach und nach wird aus der anfänglichen Pseudo-Gemeinschaft eine revolutionäre Wellewerden, ja eine internationale Bewegung… „Queercore: How to Punk a Revolution“ erzählt die Geschichte jener lose verbundenen Gruppe von nordamerikanischen Punk-Künstler_innen, die in den 1980er und 90er Jahren ihre queeren Identitäten radikal ins Zentrum der eigenen Arbeiten rückten – und sich damit nicht nur gegen die damals von heterosexuellen Männern dominierte und latent homophobe Punk-Szene auflehnten, sondern auch gegen den allzu angepassten schwulen Mainstream.

Regisseur Yony Leyser („William S. Burroughs – A Man Within“, „Desire Will Set You Free“) lässt dazu die schillernden Schlüsselfiguren der Bewegung zur Wort kommen: die Filmemacher_innen Bruce LaBruce und G.B. Jones, die Musiker_innen Kim Gordon (Sonic Youth), Jody Bleyle (Team Dresch) und Kathleen Hana (Bikini Kill), ihren schamlosen Wegbereiter John Waters – und viele mehr. Künstler_innen wie Beth Ditto und Peaches erzählen, wie die Bewegung ihr Verständnis von queerem Leben und Denken geprägt hat, das sich von allen normativen Einschränkungen löst.

Filmclips, Konzertausschnitte und Aufnahmen der spektakulärsten Aktionen dokumentieren das vielschichtige Schaffen der Szene.

Leysers mitreißendes Szene-Porträt schließt nicht nur eine klaffende Lücke innerhalb der nicht-heterosexuellen Geschichtsschreibung, es ist auch ein wilder Appell gegen jede Form der falschen Anpassung.

120 BPM
Ein Film von Robin Campillo
FR 2017, 144 Minuten, französische OF mit deutschen UT
Mit Nahuel Pérez Biscayart, Arnaud Valois, Adèle Haenel, Antoine Reinartz, Félix Maritaud, Ariel Borenstein, Aloïse Sauvage, Simon Bourgade, Médhi Touré, Simon Guélat, Coralie Russier, Catherine Vinatier, Théophile Ray, Jérôme Clément-Wilz, Jean-François Auguste, Saadia Bentaieb

Paris, Anfang der 90er. Seit fast zehn Jahren wütet Aids in Frankreich, doch noch immer wird über die Epidemie in weiten Teilen der Gesellschaft geschwiegen. Mitterrands Regierung kümmert sich nicht um sexuelle Aufklärung und die Pharma-Lobby verschleppt die Entwicklung neuer Medikamente. ACT UP, eine Aktivistengruppe von Betroffenen, will auf die Missstände aufmerksam machen. Sie schmeißt Kunstblut-gefüllte Wasserbomben auf die Wände von Forschungseinrichtungen und kapert bewaffnet mit Informationsbroschüren die Klassenräume der Stadt. Wie weit die Aktionen gehen dürfen, wird bei den wöchentlichen Treffen kontrovers diskutiert. Als der 26-jährige Nathan, der selbst HIV-negativ ist, zu ACT UP stößt, zieht ihn die Entschlossenheit der Gemeinschaft sofort in ihren Bann. Und er verliebt sich in Sean, den Mutigsten und Radikalsten der Gruppe. Zusammen kämpfen sie an vorderster Front, selbst dann noch, als bei Sean die Krankheit schon längst ausgebrochen ist …

Der aus Marokko stammende französische Regisseur Robin Campillo („Eastern Boys“, 2015) engagierte sich in den 90ern jahrelang selbst bei ACT UP (Aids Coalition to Unleash Power). Auf Basis seiner persönlichen Erfahrungen zeigt er in 120 BPM die kontroversen Debatten und spektakulären Aktionen der Gruppe — und setzt damit dem europäischen Aids-Aktivismus ein längst überfälliges filmisches Denkmal. Sein mitreißendes Zeitstück entfaltet aber erst durch die darin eingebettete intime Liebesgeschichte zwischen Nathan und Sean seine volle, revolutionäre Kraft. In einem historischen Moment, in dem für HIV-Positive und deren Angehörige und Freunde das Politische von persönlicher, ja existentieller Bedeutung ist, begegnet ein Liebespaar der gesellschaftlichen Ignoranz und der Angst vor dem eigenem Tod mit rasendem Widerstand, wildem Sex und einem unbändigen Willen zu leben.

120 BPM wurde im diesjährigen Wettbewerb von Cannes uraufgeführt, als Meisterwerk gefeiert und mit drei der wichtigen Preise ausgezeichnet: dem Grand Prix, der Queer Palm und dem FIPRESCI-Preis.


Ausstellungseröffnung “Von Pest und Prävention – 30 Jahre AIDS-Plakate”

 

Donnerstag, 05.04., 16 Uhr, UHG, Zentrale Halle, UniQ

Die Plakatausstellung des Centrums Schwule Geschichte, die vom 05.04. – bis zum 13.04.2018 in der Universität Bielefeld gezeigt wird, dokumentiert die Vielfalt der AIDS-Aufklärung per Plakat. Die – auf 36 Tafeln – ausgestell­ten Plakate stammen aus verschiedenen Län­dern und sprechen unterschiedliche Betroffenengruppen an.

1981 tauchten die ersten Fälle ei­ner selte­nen Form der Lungenent­zündung bei zuvor gesunden, jun­gen homosexuellen Männern mit ei­nem stark geschwächten Immun­system in Los Angeles auf. Die Krankheit er­hielt ab August 1982 den Namen “Acquired Immuno Defi­ciency Syndrome – erworbe­nes Im­mundefektsyndrom – AIDS“. In Deutschland wurde sie erstmals 1982 bei einem Patienten aus Frankfurt am Main nachgewiesen.

Es gab keine Therapie, keine Hei­lung und keine Schutzimpfung. Ver­unsicherung, Angst, bis hin zur Pa­nik bestimmten den Umgang mit dieser neuen Infektionskrank­heit. Die deutsche Gesundheitspolitik ent­schied sich gegen Zwangsmaßnahmen und stattdessen für In­formation, Aufklärung und Beratung. Plakate spielten in der Präventi­on von Anfang an eine wichtige Rolle. Sie informierten über Anste­ckungswege und Schutzmöglichkeiten und förderten die Solidarität mit den Betroffenen.

HIV und Aids – heute

In Deutschland leben zurzeit etwa 88.000 Menschen mit HIV und Aids. Jährlich infizieren sich etwa 3.100 Menschen neu. Weltweit sind 36, 7 Mio. Menschen HIV-infiziert.
In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Viele haben, wenn sie an Aids denken, noch die Bilder vom „Alten Aids“ vor Augen – eine Infektions­krankheit, für die es keine Schutzimpfung und keine Heil­behandlung gibt. Sie denken an körperlichen Verfall, Tod und Ster­ben, irrationale Infektions­ängste, moralische Verurteilung der Be­troffenen, Stigmatisierung und Aus­grenzung.

Die Lebenslage von HIV-Positiven hat sich insbesondere durch wirk­same Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich ver­bessert. Das „neue Aids“ ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass bei vielen Betroffenen eine Aidser­krankung vermieden werden kann, sofern sie sich rechtzeitig und kontinu­ierlich behandeln lassen. Die HIV-Infektion ist immer noch nicht heilbar, aber für viele zu einer chronischen Erkrankung geworden.
Die neuen medizinischen Entwicklungen eröffnen auch neue Mög­lichkeiten, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen.

Zum einen durch Schutz durch Therapie – HIV-Positive, deren Vi­ruslast durch die medizinische Behandlung mindes­tens 6 Monate un­terhalb der Nachweisgrenze liegt, sind nicht mehr ansteckend.
Zum anderen durch die PrEP. PrEP ist die Abkürzung für „Prä-Exposi­tions-Prophylaxe“. Bei dieser Schutzmetho­de nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Das Kondom ist und bleibt jedoch für die meisten Menschen die einfachste und sicherste Möglichkeit, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen.

Trotz aller medizinischen Fortschritte gibt es auch heute noch das „Alte Aids“ viel zu oft! Bei rund 40% der Neudiagnosen ist das Im­munsystem be­reits schwer geschädigt. Weil Menschen, aus unter­schiedlichen Gründen, sich nicht oder erst sehr spät auf HIV testen lassen. Die Angst vor Stigma­tisierung und Diskriminierung ist der häufigste Grund dafür.
In einer aktuellen Studie der Deutschen AIDS-Hilfe gaben 20 % der Be­fragten an, dass Ihnen schon einmal eine medizinische Behand­lung auf­grund ihrer HIV-Infektion verweigert wurde. Stigmatisierung wirkt aber auch nach innen: 42 % der Befragten berichteten, dass ihr Selbstwertge­fühl aufgrund ihrer HIV-Infektion gesunken ist.

Der Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung ist deshalb nach wie vor wichtig für ein positives Zusammenleben.

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