21. Oktober bis 15. Dezember 2021, VHS Bielefeld, Kleiner Saal |
Ausstellung und Rahmenprogramm:
„Im Namen des Volkes!?
§ 175 StGB im Wandel der Zeit“ |
21. Oktober, 19.00 h, VHS Bielefeld, Kleiner Saal |
Ausstellungseröffnung
Hauptredner: Marcus Velke, Historiker, Ausstellungskurator, Centrum für Schwule Geschichte , Köln
Grußwort: Ingo Nürnberger, Sozialdezernent |
23. Oktober, 20.00 h, VHS Bielefeld, Historischer Saal |
“Schlachtertango”, Theater von und mit Michael Grunert
Der Bielefelder Ludwig M. wird 1936 wegen Homosexualität von der Gestapo verhaftet. Als Jude überlebt er Buchenwald und Auschwitz. Nach dem Krieg muss er um die Anerkennung seiner Verfolgung als Jude kämpfen. In den 50er Jahren, am Rande der Legalität, eröffnet er das erste Schwulenlokal in Hannover. In alptraumhaften und grotesken Bildern, mit dokumentarischen Texten und Geschichten, die den Zeitgeist jener Jahre widerspiegeln, entsteht das Bild eines Mannes, der sich seine Identität und Menschenwürde nicht nehmen lässt. |
3. November, 20.00 h, Filmhaus Bielefeld |
mittwochsFilm: „Paragraph 175“, Dokumentarfilm, UK, D, USA 2000, Rob Epstein, Jeffrey Friedman
Paragraph 175 ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2000 von Rob Epstein und Jeffrey Friedman, der Erzähler ist Rupert Everett. Mitproduzent und Berater war der deutsche Historiker und Projektleiter für Westeuropa am United States Holocaust Memorial Museum, Klaus Müller. Der Film erzählt die Lebensgeschichten von mehreren Männern und Frauen, die von den Nazis wegen ihrer Homosexualität aufgrund des § 175, der seit 1871 im deutschen Strafgesetzbuch der Sodomiterverfolgung diente, verfolgt wurden.
Zwischen 1933 und 1945 wurden 100 000 Personen auf Grund des § 175 verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. 10.000 bis 15.000 wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, davon überlebten 4000 bis Kriegsende. Von diesen Personen konnten im Jahr 2000 nur noch weniger als zehn Lebende gefunden werden. In der Dokumentation Paragraph 175 erzählen sechs dieser ehemals Inhaftierten, viele bereits weit über 90 Jahre alt, zum ersten Mal ihre Lebensgeschichte und schließen damit eine historische Lücke. |
17. November, 20.00 h, VHS Bielefeld, Murnausaal |
“Rosa Winkel? Das ist doch schon lange vorbei…”
Dokumentarfilm, BRD 1976, Uni Bielefeld, Detlef Stoffel, Christiane Schmerl, Peter Recht
In den Konzentrationslagern der Hitler-Faschisten gab es eine Häftlingsgruppe, die von den Geschichtsschreibern bis heute gern vergessen wird: die Homosexuellen. Gekennzeichnet waren sie durch ein rosa Dreieck, das an der Kleidung aufgenäht war. Die Männer mit diesem” Rosa Winkel” wurden nicht nur von den Faschisten, sondern oft auch von ihren Mitgefangenen unterdrückt. Zitate und Fotos dokumentieren am Anfang des Films den brutalen Terror gegen Schwule in den Konzentrationslagern.
Nach dem Krieg änderten die Herrschenden und die Bevölkerung in der BRD ihr Verhalten gegenüber Schwulen kaum. Der von den Nazis verschärfte § 175 wurde nicht verändert, KZ-überlebende Schwule erhielten bis vor kurzem keine Wiedergutmachung.
Vier Betroffene berichten im zweiten Teil des Films über Schwulendiskriminierung in der damaligen Zeit… |
24. November, 18.00 h, 20.00 h, 22.00 h, Filmhaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 94 |
Uraufführung: Spurensuche und Zeitzeugen, Dokumentarfilm von Detlev Hamann, Deutschland 2021
In der Zeit vor 1969 galt noch der § 175 (in der Nazi-Fassung), der alles schwule Begehren und Tun unter Strafe stellte. Die Gesellschaft war hetero-normativ und patriarchalisch geprägt. Ein lesbisches/schwules Leben und Fühlen war nicht vorgesehen, bzw. wurde entwertet und ausgegrenzt. Das waren keine guten Voraussetzungen für junge LSBTIQ* Menschen, ihr queeres Leben zu starten.
In diesem Dokumentarfilm erzählen 4 – 8 LSBTIQ* Personen, 70 Jahre alt und älter, aus Bielefeld bzw. mit Bielefelder Bezug, ihre Biografie. In ihren Erzählungen wird die Wirkungsmacht des § 175 deutlich, die eingeübte Selbstzensur und Kontrolle der Gefühle, um damit möglichst die „normale Heterofassade“ aufrechtzuerhalten und nicht angreifbar zu sein. Aber auch sich Freiräume zu erkämpfen und zu gestalten. |
08. Dezember, 20.00 h, Filmhaus Bielefeld |
“Bent” Film, UK 1997, Sean Mathias
Berlin 1934: Kurz vor dem sogenannten „Röhm-Putsch“ feiern der junge Brite Max und sein Freund Rudy in Gretas Club eine letzte rauschhafte Party. In der berüchtigten „Nacht der langen Messer“ wird auch der attraktive SA-Mann, den Max im Club erobert hat, brutal von der SS ermordet. Max und Rudy können aus Berlin fliehen, werden aber gefasst. Im Zug nach Dachau lernt Max von dem Mitgefangenen Horst, die „neue Ordnung“ einzuhalten. Um zu überleben, tut er, was die Gestapo verlangt, er beteiligt sich an der Tötung seines Geliebten und verleugnet seine Homosexualität. Im Konzentrationslager müssen Max und Horst Steine schleppen, sie werden gequält und gedemütigt. Doch trotz der strengen Bewachung und ohne sich berühren zu dürfen, finden sie einen Weg sich zu lieben.
Das Theaterstück „Bent“ von Martin Sherman wurde nach seiner Premiere 1979 ein Hit. Bei der Londoner Uraufführung spielte Ian McKellen die Hauptrolle, in der ersten Broadway-Inszenierung Richard Gere. Für die Filmadaption besetzte Sherman 1997 zusammen mit Regisseur Sean Mathias den damals weitgehend unbekannten Clive Owen. In weiteren Rollen sind u.a. Ian McKellen als Max‘ schwuler Onkel, Mick Jagger als alternde Dragqueen und Nikolaj Coster-Waldau („Game of Thrones“) als blonder SA-Mann zu sehen.
„Bent“ ist eine erschütternde Erinnerung an die Grauen der Homosexuellen-Verfolgung durch die Nazis – und ein zutiefst berührendes Zeugnis davon, dass sich Liebe und Menschlichkeit selbst in der dunkelsten Stunde nicht brechen lassen. (Salzgeber) |
15. Dezember, 20.00 h, VHS Bielefeld, Murnausaal |
“Anders als die Andern (§ 175)” Film, Deutsches Reich 1919, Richard Oswald
Mit der Tragödie „Anders als die Anderen“ gelang Regisseur Richard Oswald vor 100 Jahren, im Mai 1919, eine Premiere: Der weltweit erste Schwulenfilm lief in den Kinos an. Die Geschichte über den Violinisten Paul Körner und seinen Studenten, in den er sich verliebt, endet mit dem Selbstmord der Hauptfigur. „Es war zu de Zeitpunkt das erste Mal in der Gesellschaft, dass über Homosexualität gesprochen wurde“, sagte Wieland Speck, ehemals Panorama-Leiter der Berlinale und Mitbegründer des Teddy Awards. Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld – „der Vater der Schwulenbewegung“ – war ein Autor des Films und tritt darin auf. Er forderte im Film die Abschaffung des § 175, der Homosexualität unter Strafe stellte. „Das war natürlich ein politischer Affront gegen das alte Deutschland, also gegen das Kaiser-Deutschland“, sagte Speck. Denn der § 175 sei ein preußischer gewesen, der bei anderen deutschen Ländern bei der Gründung des Reiches 1871 nicht überall auf Verständnis gestoßen sei. |
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