Monat: Januar 2019

mittwochsFilm am Donnerstag | Februar | Rafiki

Donnerstag, 07.02.2019, 20 h

Filmhaus Bielefeld
August-Bebel-Str. 94,

StadtBahn Rathaus, August-Schroeder-Straße

Eintritt frei

Kenia 2018, 83 Min., OmU, Regie: Wanuri Kahiu

„Gute kenianische Mädchen werden gute kenianische Ehefrauen“ – Kena lernt schon früh, was von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland erwartet wird: artig sein und sich dem Willen der Männer fügen. So wird auch ihre alleinerziehende Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat. Doch die selbstbewusste Kena lässt sich nicht vorschreiben, wie es zu leben hat. So freundet sie sich auch mit der hübschen Ziki an, obwohl ihre Väter politische Konkurrenten sind. Das Gerede im Viertel ist den Mädchen zunächst ziemlich egal. Doch als sich Kena und Ziki ineinander verlieben, müssen sie sich entscheiden: zwischen der vermeintlichen Sicherheit, ihre Liebe zu verbergen, und der Chance auf ihr gemeinsamen Glück.

RAFIKI – der Titel bedeutet auf Suaheli „Freund(in)“ – ist der erste kenianische Film, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. In Kenia selbst, wo Homosexualität noch immer unter Strafe steht, wurde der Film zunächst mit einem Aufführungsverbot belegt, das erst nach einer Klage der Regisseurin gelockert wurde. Basierend auf der preisgekrönten Kurzgeschichte „Jambula Tree“ (2008) der ugandischen Autorin Monica Arac de Nyeko, erzählt RAFIKI von einer afrikanischen Jugend, die entschlossen gegen Homophobie, religiöse Dogmen und die Strenge der Eltern aufbegehrt. Ein mitreißender Film, der vor Freiheitsliebe und Lebensfreude in strahlenden Farben leuchtet.

Vortrag: Kann Begehren diskriminierend sein?

Patsy L‘Amour laLove

Freitag, 25.01.2019, 20 h
Potemkin, Heeper Str. 28, 33602 Bielefeld

Sexuelle Zurückweisungen veranlassen regelmäßig dazu, diese als eine gesellschaftlich verankerte Ableh­nung statt als „nur“ subjektiv erlebte Kränkung zu be­werten. Hinweise wie „Keine Tunten, keine Dicken, keine Asiaten!“ haben in schwulen Dating-Portalen an Häufigkeit kaum verloren – und werden als diskrimi­nierend bezeichnet. Die Dating-App „Grindr“ geht mitt­lerweile gegen solche (im englischen) als „sexueller Rassismus“ bezeichneten Auslassungen vor.

In der Empörung darüber äußert sich häufig ein Miss­verständnis, welchem im Vortrag nachgegangen wer­den soll: Begehren oder Sexualität werden mit stigma­tisierenden, herablassenden Aussagen gleichgesetzt, deren Heftigkeit darauf hinweist, dass darin nicht bloß eine sexuelle Präferenz Ausdruck findet. Damit stellt sich die Frage nach den Begriffen, mit welchen ope­riert wird: Was bspw. versteht man unter Rassismus, wenn man Begehren als „rassistisch“ fasst und inwie­fern bagatellisiert diese Vorstellung? 

Reflexionsanstöße zu sexuellen Verkehrsformen, ob unter Schwulen oder andernorts, stehen einem schar­fen Moralisieren gegenüber, das zu oft mit Reflexion verwechselt wird. Der Vortrag widmet sich dieser Ver­wirrung und den damit transportierten Vorstellungen von sexueller Befreiung, die mitunter zur Forderung nach sexueller Umorientierung werden: So als wäre es gerechter, wenn alle mit allen ins Bett wollen wür­den. Sexuelles Begehren, sexuelle Vorlieben und die Objektwahl müssen dann fluide erscheinen, um nicht dem Vorwurf der sexuellen Diskriminierung ausge­setzt zu sein. Stattdessen wird es darum gehen, was Freiheit im Zusammenhang von Begehren bedeuten kann und inwiefern Sexualität überhaupt den Anforde­rungen derer standhalten kann, welchen sie zu un­bändig und zu eingeschränkt zugleich erscheint.

Patsy l’Amour laLove, Polittunte und Geschlechter­forscherin, Promotion zur westdeutschen Schwulen­bewegung der 1970er Jahre, Kuratorin der Ausstel­lung „Faszination Sex“ über Martin Dannecker (2017-2018), Herausgeberin der sexualpolitischen Sammel­bände „Selbsthass & Emanzipation“ (2016) und „Beiß­reflexe“ (2017) im Querverlag, Organisatorin kulturel­ler und wissenschaftlicher Veranstaltungen wie ihrem Neuköllner Salon „Ludwig l’Amour“.

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