Patsy L‘Amour laLove

Freitag, 25.01.2019, 20 h
Potemkin, Heeper Str. 28, 33602 Bielefeld

Sexuelle Zurückweisungen veranlassen regelmäßig dazu, diese als eine gesellschaftlich verankerte Ableh­nung statt als „nur“ subjektiv erlebte Kränkung zu be­werten. Hinweise wie „Keine Tunten, keine Dicken, keine Asiaten!“ haben in schwulen Dating-Portalen an Häufigkeit kaum verloren – und werden als diskrimi­nierend bezeichnet. Die Dating-App „Grindr“ geht mitt­lerweile gegen solche (im englischen) als „sexueller Rassismus“ bezeichneten Auslassungen vor.

In der Empörung darüber äußert sich häufig ein Miss­verständnis, welchem im Vortrag nachgegangen wer­den soll: Begehren oder Sexualität werden mit stigma­tisierenden, herablassenden Aussagen gleichgesetzt, deren Heftigkeit darauf hinweist, dass darin nicht bloß eine sexuelle Präferenz Ausdruck findet. Damit stellt sich die Frage nach den Begriffen, mit welchen ope­riert wird: Was bspw. versteht man unter Rassismus, wenn man Begehren als „rassistisch“ fasst und inwie­fern bagatellisiert diese Vorstellung? 

Reflexionsanstöße zu sexuellen Verkehrsformen, ob unter Schwulen oder andernorts, stehen einem schar­fen Moralisieren gegenüber, das zu oft mit Reflexion verwechselt wird. Der Vortrag widmet sich dieser Ver­wirrung und den damit transportierten Vorstellungen von sexueller Befreiung, die mitunter zur Forderung nach sexueller Umorientierung werden: So als wäre es gerechter, wenn alle mit allen ins Bett wollen wür­den. Sexuelles Begehren, sexuelle Vorlieben und die Objektwahl müssen dann fluide erscheinen, um nicht dem Vorwurf der sexuellen Diskriminierung ausge­setzt zu sein. Stattdessen wird es darum gehen, was Freiheit im Zusammenhang von Begehren bedeuten kann und inwiefern Sexualität überhaupt den Anforde­rungen derer standhalten kann, welchen sie zu un­bändig und zu eingeschränkt zugleich erscheint.

Patsy l’Amour laLove, Polittunte und Geschlechter­forscherin, Promotion zur westdeutschen Schwulen­bewegung der 1970er Jahre, Kuratorin der Ausstel­lung „Faszination Sex“ über Martin Dannecker (2017-2018), Herausgeberin der sexualpolitischen Sammel­bände „Selbsthass & Emanzipation“ (2016) und „Beiß­reflexe“ (2017) im Querverlag, Organisatorin kulturel­ler und wissenschaftlicher Veranstaltungen wie ihrem Neuköllner Salon „Ludwig l’Amour“.